Die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Trauerbegleitung grievy aus Köln laden trauernde Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern vom 31. Oktober bis 2. November 2025 zu einem besonderen Wochenende auf den DFB-Campus in Frankfurt ein. Worum geht es dabei konkret? Wer kann dabei sein? Und was steht an den drei Tagen auf dem Programm? Tobias Wrzesinski, Geschäftsführer der DFB-Stiftung Egidius Braun, und grievy-Gründerin Dr. Nele Stadtbäumer beantworten die wichtigsten Fragen.
Warum starten die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Trauerbegleitung grievy eine Kooperation?
Nele Stadtbäumer: Wir wollen Trauer mit etwas Schönem verbinden. Es geht darum, Betroffenen Mut zu machen und Kraft zu spenden. Wir möchten der Trauer gerne die Schwere nehmen, soweit das möglich ist. Außerdem wollen wir trauernde Familien miteinander vernetzen.
Tobias Wrzesinski: Die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen liegt uns vor allem mit der Initiative „Kinderträume“ sehr am Herzen. Im Bereich der Trauerbegleitung unterstützen wir bereits seit einiger Zeit die Nicolaidis Young Wings-Stiftung in München. Zusammen mit Grievy möchten wir den Kindern, Jugendlichen und ihren Begleitern eine besondere Zeit auf dem DFB-Campus bereiten.
Worum geht es bei dem Trauerwochenende auf dem DFB-Campus konkret?
Stadtbäumer: Die Familien, die an diesem Trauerwochenende teilnehmen werden, können sich gegenseitig ganz viel Kraft geben. Gleichzeitig wollen wir den Kindern und Jugendlichen Wege aufzeigen, wie ihr Leben ohne das verstorbene Elternteil oder das Geschwisterkind weitergehen kann. Wenn wir es schaffen, Ängste zu reduzieren und möglichst viele Fragen zu beantworten, haben wir schon viel erreicht.
Wrzesinski: Die Veranstaltung soll dazu beitragen, dass Trauer nichts ist, wofür man sich schämen sollte, sondern im Gegenteil: der Tod gehört zu unserem Leben und es ist wichtig, mit Verlusten umgehen zu können und dabei Freunde und Unterstützer an seiner Seite zu wissen. Wir kennen es doch alle: Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, bleibt oft eine große Leere zurück. Gerade Kinder und Jugendliche stehen vor der Herausforderung, Trauer und Alltag miteinander zu vereinbaren. Unser Ziel ist, in dieser besonderen Lebenssituation ein Stückchen Halt zu geben.
Wer kann daran teilnehmen?
Wrzesinski: Die Veranstaltung richtet sich an Familien, die den Verlust eines Elternteils, Kindes oder Geschwisterteils erlebt haben. Maximal 70 Personen können mit dabei sein, pro Familie begrenzt auf maximal vier Personen. Die Anmeldung ist ab sofort unter www.grievy.de/fußball möglich. Die Plätze werden unter Berücksichtigung des Eingangsdatums vergeben. Die Teilnahme ist kostenlos. Nur um die Unterkunft müssen sich die Teilnehmenden selbst kümmern.
Welche Rolle nimmt die DFB-Stiftung Egidius Braun im Rahmen dieser neuen Partnerschaft ein?
Wrzesinski: Wir sind gerne Gastgeberin auf dem DFB-Campus, tragen die Kosten, engagieren uns personell und unterstützen das wichtige Wirken von Grievy und den Trauerbegleiterinnen und -begleitern.
Auf welche Art und Weise kann der Fußball trauernden Menschen helfen?
Stadtbäumer: Der Fußball kann im Trauerprozess vor allem bei Kindern eine ganz tragende Rolle einnehmen. Der Sport, der viele auch im Alltag begleitet, kann ganz viel Kraft spenden und auch dafür sorgen, für einen bestimmten Zeitraum auf andere Gedanken zu kommen. Ich will es mal ganz allgemein sagen: Fußball kann Kraftspender sein und Leichtigkeit ins Leben bringen.
Wrzesinski: Fußball spielt kann in diesem Zusammenhang tatsächlich eine besondere Rolle einnehmen: Die jüngeren Kinder können beim gemeinsamen Spielen ihre eigenen „Superkräfte“ stärken und erfahren, wie Bewegung neue Energie freisetzen kann. Jugendliche wiederum profitieren vom Peer-to-Peer-Ansatz – sie kommen spielerisch leicht miteinander in Kontakt, tauschen sich aus und finden so oft einen ganz eigenen Zugang zu ihrer Trauer.
Was steht in den drei Tagen konkret auf dem Programm?
Wrzesinki: Das Programm verbindet Fußball, Bewegung und kreative Angebote mit Trauerbegleitung, Ruhe und Austausch. In altersgerechten Workshops, Gesprächsrunden und gemeinsamen Aktivitäten werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene individuell begleitet. Rückzugsorte wie ein Raum der Stille ermöglichen jederzeit Momente der Besinnung, während Spiel- und Bewegungsangebote Leichtigkeit schenken. Eine besondere Freude ist es, dass das SAP-Sinfonieorchester ein abendliches Kinderkonzert geben wird.
Stadtbäumer: Wir als grievy sind für das ganze Thema Trauerbegleitung vor und nach dem Event sowie vor Ort zuständig – sowohl der Eltern als auch der Kinder. Außerdem konzipieren wir die Workshops und die Talkrunden inhaltlich. Und wir überlegen uns auch ein gutes Konzept, wie man den Fußball mit der Trauerbegleitung vereint.
Das Motto des Trauerwochenendes lautet „Kicken und Kraft tanken – gemeinsam in der Trauer“. Was hat es damit genau auf sich?
Wrzesinski: Die Verarbeitung von Trauer ist gemeinsam einfacher als alleine. Das ist ein ganz wichtiger, vielleicht der entscheidende Aspekt. Dieser Gedanke prägt auch das Wochenende. Aber Trauer hat leider kein Ablaufdatum. Das heißt, die Trauer endet nie. Es geht eher darum, dass die Betroffenen möglichst gut durch die Trauerwellen kommen. Wenn ein Kind oder ein Elternteil stirbt, ist das für diese Hinterbliebenen ein maximal einschneidendes Erlebnis.
Wie kam die Zusammenarbeit mit grievy zustande?
Stadtbäumer: Wir sind mit dieser eher ungewöhnlichen Idee gemeinsam mit Nikola Nikola Ramljak von Ballfieber Cologne auf die DFB-Stiftung Egidius Braun zugegangen und sind sozusagen mit offenen Armen empfangen worden. Unsere Erfahrung zeigt, dass es unheimlich helfen kann, die Trauer mit etwas zu verbinden, das uns im Alltag Kraft spendet. In diesem Fall der Sport beziehungsweise der Fußball im Speziellen. So ist die Idee entstanden.
Ist dies eine einmalige Angelegenheit oder sind weitere Maßnahmen zwischen den beiden Organisationen geplant?
Stadtbäumer: Wir organisieren jetzt zunächst mal gemeinsam dieses Trauerwochenende am DFB-Campus. Dann schauen wir mal, wie das Feedback ist. Es ist ein Pilotprojekt, um zu testen, wie es angenommen wird. Aber wir haben schon das Ziel, daraus etwas Großes entstehen zu lassen und die Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum fortzusetzen.
Wrzesinski: Dem ist nichts hinzuzufügen.
Weitere Infos und den Link zur Ausschreibung gibt es hier.