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23.7.2025

Tim Klüssendorf bei den Fußball-Ferien-Freizeiten: „Vereine sind für gesellschaftlichen Zusammenhalt extrem wichtig“

Tim Klüssendorf ist Fußballer aus Leidenschaft. Der SPD-Generalsekretär steht seit seiner Kindheit auf dem Platz und ist Anhänger seines Heimatvereins VfB Lübeck. Aktuell läuft er noch für die Mannschaft des FC Bundestag auf, seit 2021 ist er Mitglied des Deutschen Bundestags. Vergangene Woche besuchte der 33-Jährige die Fußball-Ferien-Freizeit der DFB-Stiftung Egidius Braun in Malente. Mit den Kindern kam er in den Austausch zum diesjährigen Schwerpunktthema Demokratie. Über die Verbindung von Fußball, Politik und Demokratie spricht er im Interview.

Seit Mai 2025 ist Tim Klüssendorf Generalsekretär der SPD. (Foto: Martin
Ziemer/Getty Images)

Herr Klüssendorf, Sie haben die Fußball-Ferien-Freizeit besucht. Das Thema Demokratie ist dort dieses Jahr der Schwerpunkt. Warum ist es Ihnen wichtig, hier mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen?

Ich finde es großartig, dass die DFB-Stiftungen für die Fußball-Ferien-Freizeiten dieses Jahr diesen Schwerpunkt gewählt haben. Unsere Demokratie steht derzeit stark unter Druck. In einer Welt, in der die Akzeptanz demokratischer Prozesse sinkt, der Trend zu autoritären Führungen an Fahrt gewonnen hat und der wachsende Rechtsextremismus eine ernstzunehmende Bedrohung unserer Werte- und Gesellschaftsordnung darstellt, ist das genau das richtige Zeichen für eine starke Demokratie in unserem Land. Ich fand es vor diesem Hintergrund beeindruckend, wie differenziert die Jugendlichen über demokratische Werte nachdenken und dass sie schon in jungen Jahren klare Positionen zur Bedeutung dieser Werte haben.

Demokratie klingt für viele Jugendliche erstmal abstrakt – wie kann man sie greifbar machen, gerade in einem sportlichen Umfeld wie hier?

Auf dem Fußballplatz geht nichts ohne ein faires, von Respekt und Toleranz geprägtes Miteinander. Auch in der Mannschaft werden Themen ausdiskutiert, man muss Kompromisse finden und dann in der Umsetzung an einem Strang ziehen – wie in unserer Demokratie. Das sportliche Umfeld ist also das im Kleinen, was unsere Gesellschaft im Großen ist – ein Ort gleichberechtigter Teilhabe.

Was würden Sie einem Jugendlichen sagen, der denkt: „Politik hat doch mit meinem Alltag nichts zu tun“?

Dass es sich auf jeden Fall lohnt, diese Position zu hinterfragen. Alles im Leben ist am Ende politisch – ob man sich frei für seine Sportart und seinen Fußballverein entscheiden kann, was für Arbeitsbedingungen man in seinem ersten Ferienjob hat, ob die Mitspieler mit Migrationshintergrund ein gleichwertiger Teil der Mannschaft sind, statt gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden. Ein toleranter Umgang und die Entfaltung der persönlichen Freiheit ist immer politisch und nie selbstverständlich. Politische Entscheidungen haben deshalb großen Einfluss auf das Leben von jedem Menschen in unserem Land.

Vereine bringen Menschen mit ganz untescheidliches Hintergründen zusammen, sagt Klüssendorf, der selbst lange im Verein aktiv war. (Foto: Martin Ziemer/Getty Images) 

Vereinssport bringt viele verschiedene Menschen zusammen und Vereine sind demokratisch organisiert – welche Rolle spielt das für gesellschaftlichen Zusammenhalt?

Die Rolle des Vereinssports ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist es extrem wichtig zu sehen, dass demokratische Strukturen funktionieren – und Sportvereine sind hierfür ein super Beispiel, in dem das für alle vor Ort konkret erlebbar ist. Zudem tut es der Gesellschaft gut, wenn Menschen mit ganz unterschiedlichen Positionen, Erfahrungen und Einstellungen aufeinandertreffen und miteinander Zeit verbringen, sich austauschen – ob über Alltagsthemen aus dem Verein oder über das politische Geschehen. Vereine können einen großen Beitrag dazu leisten, dass man nicht immer stärker in verschiedenen Blasen versinkt, und verhindern Vereinzelung und Einsamkeit, beides Treiber von Radikalisierung.

Sie waren selbst lange als Fußballer bei Lübeck 1876 und dem TuS Lübeck aktiv und spielen in der Mannschaft des FC Bundestag. Erinnern Sie sich an prägende Erlebnisse im Mannschaftssport?

Ganz viele! Zum Beispiel die Lübecker Stadtmeisterschaft mit TuS Lübeck in der B-Jugend, das ist eine Erinnerung, die für immer bleibt. Oder auch meine ersten Spiele bei den Herren, mit einigen der Jungs, mit denen ich viele Jahre zusammen gespielt habe, fahre ich noch immer jedes Jahr für ein paar Tage zusammen in den Urlaub.

Und ganz persönlich: Was hätten Sie sich als 14-Jähriger von der Politik gewünscht – und was möchten Sie den jungen Menschen mitgeben?

Einen Kunstrasenplatz für meinen Verein – das ist aber natürlich ein sehr persönlich motiviertes, kommunalpolitisches Anliegen gewesen. Mit 14 ging es aber auch darüber hinaus schon langsam los, dass ich mich politisch einbringen wollte. Mir war damals wichtig, dass sich die Lernbedingungen in den Lübecker Schulen verbessern, ebenso bin ich in dem Alter zum ersten Mal in Lübeck auf die großen Demos gegen die Neonazis gegangen – da war die SPD super präsent, mit 15 bin ich dann der Partei beigetreten. Ich möchte jungen Menschen auf jeden Fall mitgeben, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in einer Demokratie zu leben. Wir müssen aktiv dazu beitragen, dass wir das auch in einigen Jahrzehnten noch tun. Und: Es lohnt sich, für seine Interessen einzustehen, ob bei demokratischen Prozessen im Verein, in der Schülervertretung, in politischen Jugendorganisationen oder gegenüber den gewählten Abgeordneten aus dem eigenen Wahlkreis. Mit ein wenig Hartnäckigkeit kann man richtig was bewegen – mit dem Kunstrasenplatz für den TuS Lübeck hat es nach einigen Jahren auch geklappt.

Erinnerungsfoto auf dem Platz: die Freizeitgruppe aus Malente gemeinsam mit Tim Klüssendorf. (Foto: Martin Ziemer/Getty Images
Von Grünberg aus stand ein Besuch auf dem DFB-Campus in Frankfurt auf dem Plan. Foto: DFB/Nico Florow
Eine zusätzliche Freizeit für Kinder nach onkologischer Erkrankung fand in Malente statt. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Der fußballbegeisterte SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf besuchte die Fußball-Ferien-Freizeit in Malente. Foto: Martin Ziemer/Getty Images
Der ehemalige Trainer von RB Leipzig Marco Rose war für einen Wertedialog in Leipzig zu Gast. Foto: Jens Schlüter/Getty Images
Ein Besuch im Bundesverfassungsgericht stand bei der Freizeit in Schöneck (Karlsruhe) auf dem Programm. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
U19-Nationaltrainer Hanno Balitsch leitete eine Trainingseinheit in Edenkoben. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
FIFA-Schiedsrichter Harm Osmers gab in Malente Einblicke in das Leben eines Profi-Schiedsrichters. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Neben verschiedenen Ausflügen und Bildungsaktivitäten stand natürlich der Fußball im Mittelpunkt der Freizeiten. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
Von Hennef aus ging es für eine Führung nach Leverkusen in die BayArena – inklusive Gespräch mit dem Geschäftsführer Simon Rolfes. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Insgesamt 1.000 Teilnehmende waren bei den Fußball-Ferien-Freizeiten 2025 dabei. Foto: Klaus Venus/DFB-Stiftung Egidius Braun
Verschiedene Workshops zum Thema Demokratie standen auf dem Programm der Freizeitwochen. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Der ehemalige Ministerpräsident Volker Bouffier tauschte sich in einem Wertedialog mit den Teilnehmenden einer Freizeit in Grünberg aus. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
DFB-Präsident Bernd Neuendorf besucht die Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
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