Vom 14. bis zum 20. Mai 2023 fand die Tandem-Ausbildung in Hennef statt. Sie verfolgt das Ziel, Teilnehmende mit und ohne Behinderung gemeinsam so auszubilden, dass sie im Handicap-Fußball als Trainerin oder Trainer Verantwortung übernehmen können. Die Veranstaltung wurde von der Football Club Social Alliance (FCSA) organisiert und von der DFB-Stiftung Sepp Herberger sowie der DFL Stiftung unterstützt. Ein Besuch vor Ort in Hennef.
Felina strahlt, Annalena lacht, Florian schwitzt, Gökhan beobachtet – genauso vielfältig, wie die Reaktionen der Teilnehmenden, war auch wieder das Programm der Tandem-Ausbildung, die vom 14. bis zum 20. Mai in der Sportschule Hennef stattgefunden hat. Dabei waren acht Tandems aus Fußballvereinen der DFB-Landesverbände und vier Duos von Profivereinen aus ganz Deutschland, die ihr Wissen hinsichtlich der Arbeit mit einer Handicap-Mannschaft erweitert haben.
Finja, 26 Jahre, ist eine der Teilnehmenden mit Behinderung. Sie spielt in Schleswig-Holstein beim SV Eichede in der Handicap-Mannschaft und auch beim SSV Pölitz in der Frauenmannschaft. In Eichede soll sie zukünftig zusätzlich Aufgaben als Trainerin übernehmen: „Die Tage in Hennef waren vom Anfang bis zum Ende einfach richtig cool. Ich liebe den Fußball. Und hier haben wir eine Woche fast nichts anderes gemacht“, sagt Finja. „Super fand ich vor allem, wie hier alle zusammengehalten haben und dass wir viel voneinander lernen konnten. Ich würde es jederzeit wieder machen“, so die leidenschaftliche Fußballerin weiter.
Tandems bestehen aus Menschen mit und ohne Behinderung
Bei besten Bedingungen wurde den künftigen Trainerinnen und Trainern in Theorie und Praxis vermittelt, worauf zu achten ist, wenn eine Inklusionsmannschaft betreut wird. Und auch der besondere Aspekt der Tandem-Ausbildung kam natürlich nicht zu kurz: Die Teams bestanden immer aus einer Person mit Handicap und einer ohne Behinderung. Gemeinsam sollen sie nun in der Lage sein, eine Fußballmannschaft zu trainieren, die optimalerweise aus Spielerinnen und Spielern mit und ohne Handicap besteht.
„Auch im Handicap-Fußball sind qualifizierte Trainerinnen und Trainer der Schlüssel zum Erfolg. Wir konnten in den Tagen in Hennef gut beobachten, dass das Tandem-Konzept funktioniert und alle Seiten voneinander profitieren“, meint Nico Kempf, stellvertretender Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger.
Ausgewogener Mix aus Theorie und Praxis
Bei der Gestaltung der Ausbildung wurde Wert auf einen ausgewogenen Mix zwischen theoretischen Grundlagen und deren Anwendung in der Praxis gelegt. So standen beispielsweise Themen wie „mentale Gesundheit“, „Trainingseinheiten planen und präsentieren“ und „Behinderungen & Besonderheiten im Training“ auf der Agenda. Auch auf dem Platz wurde viel ausprobiert. Es gab eine Trainingseinheit mit einer Inklusionsmannschaft. An einem anderen Tag absolvierten die Teilnehmenden eine Selbsterfahrung im Blindenfußball. Und natürlich wurde am letzten Tag auch ein inklusives Turnier durchgeführt.
Zu den Höhepunkten der Woche zählte der Besuch im Rhein-Energie-Stadion an Christi Himmelfahrt. Dort verfolgten die Tandems gemeinsam den 4:1-Sieg des VfL Wolfsburg im DFB-Pokalfinale der Frauen gegen den SC Freiburg. Und auch vorher schon konnten sie am umfangreichen Rahmenprogramm teilnehmen, das traditionell das Endspiel in Köln so besonders macht. So fanden auf den Vorwiesen beispielsweise Turniere für Inklusionsmannschaften oder Frauenteams aus Werkstätten für behinderte Menschen statt, die von der DFB-Stiftung Sepp Herberger, der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen und dem Fußball-Verband Mittelrhein ausgerichtet wurden.
Neues Wissen im Heimatverein einbringen
Thomas Egidi, 55 Jahre, ist der Tandem-Partner von Finja. Er zählt zum Trainerteam der Handicap-Mannschaft des SV Eichede. „Für mich ist rückblickend der wichtigste Aspekt, dass wir unseren Horizont in vielerlei Hinsicht erweitern konnten“, betont Egidi. „Wir haben uns beispielsweise im Blinden- und Gehörlosenfußball probiert. Das war schon beeindruckend. Ebenso unsere Tour im Rollstuhl über das Gelände der Sportschule. Unglaublich, wie viele Hindernisse einem begegnen, die man im Alltag nicht wahrnimmt. Aber auch die theoretischen Inhalte und die praktischen Anwendungen haben mich sehr weitergebracht.“
Hinterher waren sich alle einig, dass die Tage in der Sportschule Hennef wichtig und lehrreich waren. Ihr neu erworbenes Wissen werden die Teilnehmenden nun in ihren Heimatvereinen anwenden und an Interessierte weitergeben – und das alles, um den Handicap-Fußball noch stärker zu fördern und den Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zu geben, ihrer Leidenschaft „Fußball“ nachgehen zu können.