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17.5.2025

Sepp-Herberger-Pokal: SG JVA Herford/Heinsberg gewinnt Turnier in Wuppertal-Ronsdorf

Die Fußballer der Spielgemeinschaft JVA Herford/Heinsberg haben in diesem Jahr das Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal in der JVA Wuppertal-Ronsdorf gewonnen. Bei den Frauen siegte die JVA Köln. Trainer-Legende Otto Rehhagel überreichte die Pokale an die Siegerinnen und Sieger. Die Veranstaltung ist der alljährliche sportliche Höhepunkt der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“.

Safi, 18, steht gleich im Finale. Der Höhepunkt des Turniers um den Sepp-Herberger-Pokal in der JVA Wuppertal-Ronsdorf steht unmittelbar bevor. Safi ist schon etwas nervös. Kann er mit der Anstoß-Mannschaft der JVA Rockenberg aus Hessen wirklich den Titel holen? „Ich liebe den Fußball. Wir wollen hier gewinnen. Jetzt ist nur noch ein Sieg nötig. Wir werden es schaffen“, sagt er. Safi macht einen selbstbewussten Eindruck. Seit zwei Jahren sitzt er bereits in der JVA Rockenberg, ein Jahr hat er noch vor sich. „Es ist mir wichtig, Teil der Anstoß-Mannschaft zu sein. Für mich ist das Training mit den Jungs eine super Möglichkeit, um angestaute Energie abzubauen. Es ist wichtig, für zwei Stunden mal aus der Zelle zu kommen und einfach Spaß zu haben. Das geht am besten mit Fußball.“ 

Die Spiele überzeugten mit Spannung und hochklassigen Aktionen. (Foto: Carsten Kobow/ DFB-Stiftung Sepp Herberger)

JVA Köln siegt bei den Frauen

Auch Otto Rehhagel ist gekommen. Der 86-Jährige ehrt die Siegerinnen und Sieger des Turniers. Bei den Männern ist das die SG JVA Herford/Heinsberg durch ein 2:1 im Finale gegen die JVA Rockenberg, bei den Frauen holt sich die JVA Köln den Pokal. Den Fair-Play-Pokal gewinnen die Frauen der JVA Wuppertal-Ronsdorf und die Männer der SG JA Hameln/JVA Vechta.

Rehhagel ist Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Er sagt zu den Inhaftierten: „Ich habe hier heute tollen Fußball gesehen. Macht weiter so. Man sieht, dass euch das Freude macht. Ihr habt im Leben sicher Fehler gemacht. Aber jede und jeder hat eine zweite Chance verdient. Wichtig ist, dass ihr diese auch nutzen wollt. Nehmt euch folgende Aussage zu Herzen, die ich sehr gut finde: Wut und Hass sind schlechte Ratgeber.“ 

Otto Rehhagel im Gespräch mit Jugendstrafgefangenen (Foto: Carsten Kobow/DFB-Stiftung Sepp Herberger)

Das Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal ist der sportliche Höhepunkt der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben”. Tobias Wrzesinski, Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, gratuliert den Siegerinnen und Sieger: „Wir haben heute begeisternde Fußballspiele gesehen. Noch viel wichtiger ist es aber, dass wir zusammen mit unseren Partnern über die vielseitigen Angebote aus der Resozialisierungsinitiative dazu beitragen, die Menschen aktiv auf die Zeit nach der Haft vorzubereiten. Die integrative Kraft des Fußballs kann hier viel bewirken.“

Eine Idee von Weltmeister-Trainer Sepp Herberger

Ralf Müller, Bereichsleiter und Koordinator Sport in der JVA Wuppertal-Ronsdorf, betont: „Unter den Fußballerinnen und Fußballern, die heute dabei waren, gab es seit Wochen kaum noch ein anderes Thema als dieses Turnier. Da konnte man mal wieder gut erkennen, welche Möglichkeiten der Fußball bietet. Die Inhaftierten, die Teil der Anstoß-Mannschaft sind, profitieren in großem Maße von der Initiative. Auch für uns als JVA ist es wichtig, ein weibliches und ein männliches Anstoß-Team in der Einrichtung zu haben.“

Das Turnier um den Sepp-Herberger Pokal geht auf die Idee seines Namensgeber zurück. Der Weltmeister-Trainer von 1954 besuchte 1970 mit der JVA Bruchsal erstmals eine Haftanstalt. Die Eindrücke prägten Herberger sehr stark und sorgten dafür, dass er es sich zur Lebensaufgabe machte, Straftätern auch über den Fußball die Chance für eine erfolgreiche Resozialisierung zu ermöglichen. Sein Bestreben wurde später in der Stiftung institutionalisiert und stellt damit die älteste Säule ihres Engagements dar.

Die SG JVA Herford-Heinsberg feierte den Titelgewinn bei den Männern. (Foto: Carsten Kobow/ DFB-Stiftung Sepp Herberger)

Wiedereingliederung in die Gesellschaft

Im Rahmen der Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ werden jugendliche Strafgefangene gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit, den Justizministerien der teilnehmenden Bundesländer, den DFB-Landesverbänden und weiterer Unterstützer aktiv auf die Zeit nach der Haftentlassung vorbereitet. Zum festen Bestandteil der Initiative gehört auch, dass die Teilnehmenden vielseitige Angebote aus den Säulen „Fußball“, „Arbeit/Beruf/Schule“ und „Soziales“ wahrnehmen.

Jürgen Kreyer, Vizepräsident des Fußballverbandes Niederrhein, erklärt: „Es ist großartig zu sehen, mit welcher Leidenschaft auch hier Fußball gespielt wird. Es zeigt sich mal wieder, dass der Fußball ein tolles Mittel ist, um den Jugendstrafgefangenen über den Sport wichtige Werte, wie beispielsweise Gemeinschaft, Widerstandsfähigkeit und Disziplin, zu vermitteln. Der Fußball gibt den Menschen viel mehr, als nur gemeinsam auf dem Platz zu stehen.“ Gabriele Naurath-Prangel, Bereichsleiterin bei der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal, ergänzt: „Über die Anstoß-Mannschaft ist für uns eine enge Begleitung bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft und vor allem ins Berufsleben möglich. Die Spieler des Projekts bringen die sozialen Kompetenzen mit, die sehr wichtig sind für die Resozialisierung.“

„Es war ein großartiger Tag“

Melek,18, steht für die Frauen der JVA Wuppertal-Ronsdorf auf dem Platz. „Es ist einfach ein großartiger Tag. Auch wenn wir nicht gewonnen haben, hat es total viel Spaß gemacht“, sagt sie. „Ich liebe es einfach, Fußball zu spielen und mit den anderen auf dem Platz zu stehen. Trotz aller Herausforderungen sind wir zu einer echten Mannschaft geworden. Durch den Fußball habe ich die Möglichkeit, mal auf andere Gedanken zu kommen und die Probleme unseres Alltags zu vergessen.“ Melek hat vor ihrer Inhaftierung bei Fortuna Köln gespielt. In zwei Monaten darf sie die JVA nach fast zwei Jahren wieder verlassen: „Dann kümmere ich mich als Erstes um eine Ausbildung. Aber ich werde mir auch einen Fußballverein suchen. Das muss einfach sein.“

Das Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal ist seit heute um ein weiteres Kapitel reicher.

Übersicht über die teilnehmenden Mannschaften:

·   JVA Wuppertal-Ronsdorf (NRW)

·   JSA Schifferstadt (Rheinland-Pfalz)

·   JSA Berlin

·   SG JA Hameln/JVA Vechta (Niedersachsen)

·   SG JVA Herford/JVA Heinsberg (NRW)

·   JVA Adelsheim (Baden-Württemberg)

·   JVA Köln (NRW)

·   JVA Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern)

·   SG JVA Neuburg-Herrenwörth/JVA Ebrach (Bayern)

·   JVA Rockenberg (Hessen)

·   Seehaus e.V. (Sachsen)

·   JVA Zweibrücken (Rheinland-Pfalz)

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