DFB Stiftungen Logo
12.6.2024

Outdoor-Ausstellung „Im Objektiv der Staatsmacht“ im Leipziger Zoo eröffnet

Vor allem in den alten Bundesländern ist nur wenig über den Fußball in der DDR bekannt. Die von der DFB-Kulturstiftung geförderte Open-Air-Ausstellung „Im Objektiv der Staatsmacht“, die am Wochenende im Leipziger Zoo eröffnet wurde, wirft den Blick auf einen Teilaspekt des Themas, nämlich den Blick von Stasi und Volkspolizei auf missliebige Fans und Fußballanhänger. 

Denn die Fußballstadien in der DDR waren nicht nur Orte sportlicher Begeisterung, sondern sie boten auch Raum für Protest gegen die SED-Diktatur: „40 Meter im Quadrat – Minenfeld und Stacheldraht. Jetzt weißt Du, wo ich wohne, ich wohne in der Zone“ hallte in den 1980er Jahren von den Rängen. So gerieten Fußballfans ins Visier der Sicherheitskräfte und wurden von Zuschauern zu Beobachteten. Die Staatsmacht setzte sich gegen regimekritische Fanproteste und gewaltbereite Hooligans, aber auch gegen die Imitation westlicher Stadionkultur, mit Kutten und Sprechgesängen, zur Wehr. Mit aller Macht.

Die Überwachung der Fußballfans

Als Sportreporter getarnt oder mit Kameras in Knopflöchern ermittelten Stasi und Volkspolizei fortan auf und abseits der Fußballplätze in der DDR. Nicht selten wurden vom Staatsapparat „verdächtigte" Fußballfans fotografiert, erkennungsdienstlich erfasst und von den Strafverfolgungsbehörden überwacht. Herangezoomt wurden auch „Delikte“, die es nur in DDR-Stadien gab: Sympathiebekundungen gegenüber bundesdeutschen Vereinen und Spielern wurden regelmäßig erfasst. Denn Grüße an den FC Bayern oder die DFB-Elf entsprachen nicht der parteioffiziellen „Abgrenzung“ vom westdeutschen „Klassenfeind“. Der Ruf „Hertha und Union – eine Nation“ galt als Provokation der Staatsmacht. 

Die Ausstellung „Im Objektiv der Staatsmacht Fußballfans im Blick von Stasi und Volkspolizei“ des Zentrums deutsche Sportgeschichte e.V. dokumentiert diesen Teil der Geschichte des DDR-Fußballs auf 18 Tafeln durch zahlreiche der im historischen Kontext entstandenen Original-Fotos der „Sicherheitsorgane“ der DDR. Es sind Aufnahmen, die den Lebensalltag der Fans, ihre Sehnsüchte, Frustration und Rebellion ebenso illustrieren wie die Paranoia des SED-Regimes. Gemeinsam mit der Bundesstiftung zur Aufklärung der SED-Diktatur fördert die DFB-Kulturstiftung die sporthistorische Initiative, die auch westdeutsche Fanproteste thematisiert. 

Für all jene, die sich die Ausstellung nicht vor Ort ansehen können, sind englischsprachige Texte, diverse Fotos und vertiefende Audiokommentare sowie kurze Filme online abrufbar: im-objektiv-der-staatsmacht.de

News

arrow green