Besuche von prominenten Fußball-Persönlichkeiten in Justizvollzugsanstalten haben in der Sepp-Herberger-Stiftung eine gute und lange Tradition. Gestern besuchte Marco Bode im Namen der ältesten deutschen Fußball-Stiftung die Abteilung Wilhelmshaven der JVA Oldenburg. Der 40-fache A-Nationalspieler nahm dabei an einer Anstaltsführung teil und beantwortete zahlreiche Fragen der Inhaftierten und Gäste zu seiner Karriere auf und neben dem Platz.
Die Justizvollzugseinrichtung am Ölhafendamm in Wilhelmshaven war bis Mai 2002 eine selbstständige Anstalt. Heute wird die Einrichtung als Abteilung der JVA Oldenburg geführt. Bis zu 70 Gefangene können sich nach einer längeren Umbaumaßnahme im offenen Vollzug auf das Leben in Freiheit vorbereiten. Dabei spielt neben der Arbeit auch der Freizeitsport eine wichtige Rolle. So können Inhaftierte in mehreren umliegenden Sportvereinen ihrem Hobby nachgehen. „Kooperationen zu Sportorganisationen sind für unsere Resozialisierungsarbeit von großer Bedeutung“, betonte Marco Koutsogiannakis, Leiter der JVA Oldenburg in seinem Grußwort. Ein enger Kooperationspartner ist auch der Niedersächsische Fußballverband, der mit Vizepräsident Frank Schmidt und Uwe Reese, dem langjährigen Vorsitzenden des Fußballkreises Wilhelmshaven, vertreten war. „Fußballvereine sind Orte des Miteinanders und der Gemeinschaft, die den Gefangenen Orientierung und Halt bieten können“, sagte Schmidt, der auch Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger ist.
Bode: „Nach Niederlagen wieder aufstehen“
Besonderer Gast der Veranstaltung war Marco Bode. Der Ehrenspielführer des SV Werder Bremen nahm an einer Gesprächsrunde mit rund 60 Inhaftierten und Gästen von Partnern der JVA teil. „Ich habe bereits in meiner Jugend die für mich zentralen Werte des Sports verinnerlicht. Demut, Bescheidenheit, Respekt oder Fairness – der Fußball war für mich schon immer eine Lebensschule“, meinte der 53-Jährige. In rund 60 Minuten berichtete Bode über seinen Weg in den Profifußball und seinen Erfahrungen, die er auf und neben dem Platz gemacht hat. Dabei übermittelte er auch eine wichtige Botschaft für die Inhaftierten: „Steht wieder auf nach Niederlagen und übernehmt Verantwortung für euer zukünftiges Leben. Wichtig ist, dass ihr aus euren Fehlern lernt.“
Bundesweit organisiert die DFB-Stiftung Sepp Herberger Besuche prominenter Fußball-Persönlichkeiten in Strafanstalten. „Wir setzen damit das Wirken von Sepp Herberger fort. Er selbst besuchte 1970 erstmals eine Haftanstalt“, erklärte Nico Kempf, stellvertretender Geschäftsführer der ältesten deutschen Fußball-Stiftung. „Gerade aus den Besuchen von prominenten Fußball-Persönlichkeiten können die Strafgefangenen Kraft für den Neuanfang nach der Inhaftierung schöpfen“, so Kempf. Dieser Auftrag wurde auch am vergangenen Dienstag in der Justizeinrichtung in Wilhelmshaven erfüllt.