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30.3.2021

Mehr Inklusion geht nicht – Sepp-Herberger-Urkunde für die Ibbenbürener Kickers

In diesem Jahr wurde die Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden aufgrund der Corona-Pandemie am vergangenen Montagabend als TV-Show auf DFB-TV übertragen.c16 Preisträger erhielten in den Kategorien, Resozialisierung, Schule und Verein, Fußball Digital, Corona-Engagement sowie Sozialwerk Geldpreise in einer Gesamthöhe von 55.000 Euro. Platz eins in der Kategorie Behindertenfußball belegten die Ibbenbürener Kickers aus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen. Der freie Redakteur Sven Winterschladen stellt den Sieger vor.

Ibbenbürener Kickers auf dem Fußballfeld
Bei den Ibbenbürener Kickers steht der Spaß im Vordergrund und nicht der Leistungsgedanke.

Ein Aspekt steht bei den Ibbenbürener Kickers über allem. Er wird in der Mannschaft großgeschrieben, die aus 55 Spielerinnen und Spielern mit und ohne Handicap besteht. Es ist der Spaß – am Spiel, am Fußball, an der Gemeinschaft, am Leben. Die Verantwortlichen haben in den vergangenen beiden Jahren in vorbildlicher Art und Weise eine inklusive Fußballmannschaft auf die Beine gestellt, wie sie sein sollte: junge und alte Menschen kicken zusammen, talentierte und wenig-talentierte, Mädchen und Jungen, Männer und Frauen, Sportler mit und ohne Behinderung. Mehr Inklusion geht nicht.

Spaß statt Leistungsdruck

„Wir haben uns bei der Gründung der Mannschaft im April 2019 ganz bewusst dazu entschieden, diesen Weg zu gehen, weil wir immer häufiger gemerkt haben, dass genau so eine Mannschaft bei uns in der Region fehlt“, sagt Marcel Grabow, Trainer und Initiator der Mannschaft. „Uns ist es ganz wichtig, dass bei uns in jeder Trainingseinheit, in jedem Spiel und bei jedem Turnier der Spaß im Vordergrund steht und nicht der Leistungsgedanke. Es spielt keine Rolle, ob wir verlieren oder gewinnen. Wichtig ist nur, dass unsere Spielerinnen und Spieler Freude am Sport haben“, so Grabow weiter.

Zwei Jungen im Ibbenbürener Kickers-Trikot in der Turnhalle
Platz eins in der Kategorie Behindertenfußball belegten die Ibbenbürener Kickers.

Die Gründung der Mannschaft fällt in eine komplizierte Zeit. Ziemlich genau ein Jahr nach dem ersten Training kam Corona und damit der deutschlandweite Lockdown. „Menschen mit Handicap zählen meiner Meinung nach zu den größten Verlierern der Pandemie. In unserem konkreten Fall sind für diese Personengruppe der Fußball und unsere Trainingseinheiten der Höhepunkt der Woche“, erklärt Grabow. „Und genau das ist von heute auf morgen weggebrochen. In einigen Fällen können diese Menschen nicht richtig begreifen, warum das auf einmal der Fall ist. Für einige bricht da eine kleine Welt zusammen.“

Inklusives Leuchtturmprojekt in der Region

Um dem entgegenzuwirken, haben die Verantwortlichen sich innerhalb kürzester Zeit ein attraktives Alternativprogramm überlegt, das aber natürlich kein Mannschaftstraining auf dem Platz ersetzen kann. Marcel Grabow und seine Kolleginnen haben digitale Trainingseinheiten angeboten, „Challenges“ organisiert, Videokonferenzen durchgeführt. Und im Sommer, als mehr möglich war, haben sie Ausflüge unternommen – zum Beispiel auf das Gelände des FC Bayern München an der Säbener Straße. Außerdem gab es ein Freundschaftsspiel gegen die Real Madrid Fußballschule und hinterher ein handsigniertes Trikot des deutschen Nationalspielers Toni Kroos.

Die Ibbenbürener Kickers haben sich weit über das direkte Einzugsgebiet hinaus einen so guten Ruf erarbeitet, dass einige Fußballer gerne eine weite Anreise in Kauf nehmen, um dabei sein zu können. „Es ist natürlich schön, wenn wir positives Feedback erhalten“, betont Grabow. „Aber darauf ruhen wir uns nicht aus. Wir müssen weiter Werbung für unser Projekt machen und noch mehr Aufmerksamkeit erzeugen. Deshalb ist es großartig, dass wir mit der Sepp-Herberger-Urkunde ausgezeichnet werden.“

Aufnahme eines Fußballspiels der Ibbenbürener Kickers. Zwei Jungen im Zweikampf
Die Ibbenbürener Kickers haben sich weit über das direkte Einzugsgebiet hinaus einen guten Ruf erarbeitet.

Die Ibbenbürener Kickers sind aus einem Zusammenschluss von sieben Fußballvereinen aus der Region entstanden. Dazu gehören die Ibbenbürener Spvg. 08, Arminia Ibbenbüren, Cheruskia Laggenbeck, SW Esch, der SV Dickenberg, der SV Uffeln und der BSV Brochterbeck. „Wir möchten vor allem diejenigen ansprechen, die aus welchen Gründen auch immer – das können körperliche, emotionale oder psychische sein – nicht am regulären Spielbetrieb teilnehmen können oder wollen und damit nicht glücklich werden. Aber auch diese Menschen haben ein Recht auf Sport und gesellschaftliche Teilhabe“, unterstreicht Grabow. Bei den Ibbenbürener Kickers sind alle willkommen. Hauptsache, die gemeinsame Freude am Fußballsport steht im Mittelpunkt.

Der mit 5.000 Euro dotierte erste Preis bei den Sepp-Herberger-Urkunden geht in der Kategorie Behindertenfußball an die Ibbenbürener Kickers. Auf Rang zwei folgt die TG Jahn Trösel aus dem Hessischen Fußball-Verband. Den dritten Platz belegt der TSV 1919 Metten aus dem Bayerischen Fußball-Verband.

Von Grünberg aus stand ein Besuch auf dem DFB-Campus in Frankfurt auf dem Plan. Foto: DFB/Nico Florow
Eine zusätzliche Freizeit für Kinder nach onkologischer Erkrankung fand in Malente statt. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Der fußballbegeisterte SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf besuchte die Fußball-Ferien-Freizeit in Malente. Foto: Martin Ziemer/Getty Images
Der ehemalige Trainer von RB Leipzig Marco Rose war für einen Wertedialog in Leipzig zu Gast. Foto: Jens Schlüter/Getty Images
Ein Besuch im Bundesverfassungsgericht stand bei der Freizeit in Schöneck (Karlsruhe) auf dem Programm. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
U19-Nationaltrainer Hanno Balitsch leitete eine Trainingseinheit in Edenkoben. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
FIFA-Schiedsrichter Harm Osmers gab in Malente Einblicke in das Leben eines Profi-Schiedsrichters. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Neben verschiedenen Ausflügen und Bildungsaktivitäten stand natürlich der Fußball im Mittelpunkt der Freizeiten. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
Von Hennef aus ging es für eine Führung nach Leverkusen in die BayArena – inklusive Gespräch mit dem Geschäftsführer Simon Rolfes. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Insgesamt 1.000 Teilnehmende waren bei den Fußball-Ferien-Freizeiten 2025 dabei. Foto: Klaus Venus/DFB-Stiftung Egidius Braun
Verschiedene Workshops zum Thema Demokratie standen auf dem Programm der Freizeitwochen. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Der ehemalige Ministerpräsident Volker Bouffier tauschte sich in einem Wertedialog mit den Teilnehmenden einer Freizeit in Grünberg aus. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
DFB-Präsident Bernd Neuendorf besucht die Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
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