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16.8.2023

Inklusionsbeauftragte im Porträt: Lars Mrosko, Fußball-Landesverband Brandenburg

Lars Mrosko ist nicht nur seit Anfang 2023 neuer Inklusionsbeauftragter des Fußball-Landesverbandes Brandenburg (FLB), sondern auch Protagonist eines Romans des deutschen Bestseller-Autors Ronald Reng. Das Werk aus dem Jahr 2016 trägt den Titel „Mroskos Talente: Das erstaunliche Leben eines Bundesliga-Scouts“. Darin beschreibt der Autor Mroskos Liebe zum Fußball: Der heute 46-Jährige wuchs in Berlin-Neukölln auf, wo die Jungs auch nachts um zwei auf dem Bolzplatz Fußball spielen, bis die Nachbarn mit Flaschen nach ihnen werfen. Als Scout für den FC Bayern München, den FC St. Pauli und den VfL Wolfsburg erlebt er bald, wie es im Innersten des Profifußballs zugeht. Besonders zu Felix Magath hatte und hat er in dieser Zeit einen guten Draht aufgebaut. Auf der Jagd nach den besten Spielern durchkämmte er Trainingsplätze in ganz Europa. Es wird die erstaunliche Lebensgeschichte eines Neuköllner ­Jungen in der Welt der Spielerberater, Manager und Bundesliga-Trainer erzählt – ein kurioses, tragisches, unglaubliches Buch über ­Getriebenheit und die grenzenlose Liebe zum Fußball.

Und nun ist Mrosko also Inklusionsbeauftragter im FLB. Wie passt das zusammen? „Es war einfach der Punkt gekommen, an dem ich genug hatte von der Glitzer- und Scheinwelt im Profibereich. Ich wollte wieder ‚echten‘ Fußball erleben, der Spaß macht“, sagt Mrosko. „Dafür habe ich mich erst in den Berliner Amateurfußball gestürzt. Aber auch dort habe ich gemerkt, dass selbst in diesem Bereich oft alles dem Erfolg untergeordnet wird. Im Handicap-Fußball ist das anders. Wer dort den Jungs und Mädchen beim Kicken zusieht, schaut in glückliche Gesichter und sieht Menschen, die einfach nur Freude am Fußball haben. Das finde ich großartig und möchte ich gerne fördern.“

Seit dem 1. Januar 2023 ist Mrosko nun dabei. Die neun Monate hat er genutzt, um eine Bestandsanalyse durchzuführen und neue Konzepte zu entwickeln. Außerdem kümmert sich der Sportfachwirt in dieser Funktion darum, Menschen mit Behinderung in das Vereins- und Verbandsleben zu integrieren. Beispiele dafür sind der Aufbau inklusiver Mannschaften, Kooperationen mit Einrichtungen für behinderte Menschen und die Organisation inklusiver Turniere. „Mir geht es jedoch nicht darum, kurzfristig irgendwelche Projekte zu entwickeln, nur um etwas zu machen. Ich möchte ein Fundament legen und nachhaltig etwas aufbauen“, betont Mrosko. „Die Ergebnisse sieht man dabei zwar nicht direkt, weil das alles etwas Zeit braucht. Aber ich bin davon überzeugt, dass die Fußballerinnen und Fußballer mit Handicap davon letztlich profitieren werden. Einige Ideen haben wir aber selbstverständlich schon angestoßen.“ 

Mrosko hat zum Beispiel den Plan, die Trainerinnen- und Trainer-Ausbildung zu optimieren. „Fußballerinnen und Fußballer mit Handicap brauchen eine spezielle Betreuung auf dem Platz. Dieses Wissen wollen wir den Coaches in Lehrgängen und Workshops vermitteln“, erklärt Mrosko. „Unsere Erfahrung zeigt, dass die Konstellation noch besser ist, wenn eine Inklusionsmannschaft durch ein Trainerteam betreut wird, das im besten Fall auch aus einem Trainer mit und einem ohne Behinderung besteht. Deshalb bieten wir spezielle Tandem-Ausbildungen an – ähnlich, wie es die Sepp-Herberger-Stiftung ebenfalls fördert. Das ist meiner Meinung nach ein großartiges Konzept.“ Eine weitere Idee, die Mrosko verfolgt, besteht darin, Menschen mit Handicap als Schiedsrichter-Assistenten einzubinden. „Es gibt viele gute Möglichkeiten, um die fußballbegeisterten Menschen mit Behinderung in die Gemeinschaft zu integrieren“, so Mrosko. „Wir müssen nur den Mut haben, dies auch zu tun. Wenn das klappt, bin ich davon überzeugt, dass am Ende alle Seiten profitieren.“

Auch wenn Mrosko erst seit Anfang des Jahres als Inklusionsbeauftragter des FLB tätig ist, hat er sich bereits vorher in diesem Bereich engagiert. „Ich bin eher durch einen Zufall dazu gekommen. Ich habe eine Zeit lang den Fahrdienst zur Schule für zwei Kinder mit Behinderung übernommen“, erzählt Mrosko. „Ich wollte dann aber auch mal erleben, wie sie sich dort verhalten, wie sie sich einbringen und betreut werden. So ist mein Interesse geweckt worden.“ Bereits seit einigen Jahren ist Mrosko parallel zu seinen anderen Tätigkeiten Landesauswahltrainer der brandenburgischen Fußball-ID-Mannschaft. „Ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann auch nochmal in den Profifußball zurückkehre“, betont Mrosko. „Trotz aller meines Erachtens berechtigten Kritik an dem System, hatte ich dort eine tolle Zeit und habe viele Freundschaften schließen können. Aber ganz klar ist für mich, dass ich dafür nicht die Inklusionsarbeit aufgeben würde“, sagt er. Das Thema Inklusion ist für Lars Mrosko wirklich eine Herzensangelegenheit. 

 

 

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