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16.4.2021

„Hört nie auf, an euch zu glauben“ – DFB-Stiftung Egidius Braun und GermanDream starten gemeinsame Wertedialoge

Knapp zwei Dutzend Schülerinnen und Schüler der Werkrealschule Böblingen kamen gestern mit ehemaligen Fußballprofis zu einem digitalen Wertedialog zusammen. Die Veranstaltung war der Auftakt zur Kooperation der DFB-Stiftung Egidius Braun und der Bildungsinitiative GermanDream. Künftig werden die beiden Organisationen gemeinsam Wertedialoge veranstalten, um den teilnehmenden jungen Menschen zuzuhören, über ihre Probleme zu sprechen und ihnen wichtige Impulse für ihr Leben mit auf den Weg zu geben.

„GermanDream“? Was soll das sein? Man kennt den amerikanischen Traum, den Glauben daran, dass es jedem Menschen möglich sei, mit Persönlichkeit, harter Arbeit und einem Quäntchen Glück materiellen Reichtum zu erwirtschaften. Horatio Algers Groschenromane zu Beginn des 20. Jahrhunderts trivialisierten Vorstellungen, die etwa die Gründerväter der USA schon in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung zum Ausdruck gebracht hatten. Arthur Miller zeigte später Abgründe und Gefahren auf.

Die Veranstaltung war der Auftakt zur Kooperation der DFB-Stiftung Egidius Braun und Bildungsinitiative GermanDream.

Aber was nun also ist dieser „deutsche Traum“? Nach 90 Minuten und ausgiebiger Nachspielzeit war eine Antwort gefunden: die 9a der Werkrealschule Böblingen ist zumindest ein möglicher „GermanDream“. 21 Schülerinnen und Schüler hatten sich im virtuellen Klassenzimmer mit Tuğba Tekkal, bis 2017 Bundesliga-Spielerin des 1. FC Köln (140 Spiele, 14 Tore) und Mark Pomorin, ehemals Spieler beim FC St. Pauli, über Werte unterhalten. Und die Lehrerinnen durften stolz sein. „Meine Schüler haben abgerockt. Wir sind jetzt echt etwas gerührt. Ihr seid ein Traum“, sagte Shano Rashid, Deutsch- und Ethiklehrerin an der Theodor-Heuss-Schule in Böblingen, zu ihrer Klasse.

Möglich gemacht hatten den „Wertedialog“ die Bildungsinitiative „GermanDream“ sowie die DFB-Stiftung Egidius Braun. Dieser „Wertedialog“ war die Auftaktveranstaltung zu mehreren geplanten Terminen in diesem Jahr.

Was denn ihre Werte seien? Worauf es ankäme, was sei ihnen wichtig? Die Schülerinnen und Schüler der 9a, eine Klasse mit vielen kulturellen „Backgrounds“, etwa dem Iran, der Türkei und Kroatien, entschieden sich für: Familie, Gesundheit, Selbstständigkeit, Freunde, Gleichberechtigung und Bodenständigkeit.

Fußball vermittelt Werte und eröffnet neue Perspektiven

Zwei Dutzend Schülerinnen und Schüler der Werkrealschule Böblingen kamen mit ehemaligen Fußballprofis zu einem digitalen Wertedialog zusammen.

Tuğba Tekkals Wert ist die Freiheit. Die 36-Jährige, eines von elf Kindern einer türkisch-jesidischen Einwandererfamilie, hatte kämpfen müssen, bis sie die große Leidenschaft ihrer „Blütejahre“, wie sie sagt, tatsächlich ausleben konnte. Sie wollte Fußball spielen. Aber sowohl die Freunde ihrer Brüder als auch ihre Eltern wollten nicht, dass sie das wollte. Erst als sie 16 Jahre alt war, meldete man sie im Verein an. Ein halbes Jahr später war aus der schlechten Schülerin eine deutlich bessere, aus dem verschüchterten stummen Mädchen die Schulsprecherin geworden. „Diese Bestätigung in einer Sache, die ich richtig gut konnte, machte alles andere für mich möglich. Ich habe mein Selbstbewusstsein, meine Hartnäckigkeit, meinen Willen dann vom Fußballplatz in die Schule mitgenommen. Und irgendwann war ich weg von den Fünfern und Vierern. Die Fußballschuhe haben mir das Tor zur Freiheit geöffnet.“

Im Gespräch mit den Böblinger Schülerinnen und Schülern, alle zwischen 14 und 16 Jahre alt, hatte Tuğba Tekkal eine Botschaft, die bei allen gut ankam, egal ob sie im Sommer einen Ausbildungsplatz antreten, auf eine weiterführende Schule wechseln oder erst mal die Suche beginnt. „Andere Menschen glauben nicht an einen. So ist das Leben. Wichtig ist, dass man selbst niemals anfängt, nicht mehr bedingungslos an sich zu glauben.“ Noch etwas gab die Kölnerin den Teenagern mit auf den Weg: „Umgebt euch nicht mit Menschen, die euch immer nur defizitär betrachten.“

Gespräch über Rassismus-Erfahrungen im Alltag

Die gab es nämlich für Tekkal, auch als sie schon erfolgreiche Fußballerin war. „Die nächste Übung ist nur für Abiturientinnen. Tuğba, stell‘ dich hinten an“ hatte ein Trainer mal zu ihr gesagt. Beim Auflaufen musste sie öfter hören: „Da kommt der Dönerspieß“. Eine Einser-Schülerin aus einer Parallelklasse, so erzählt es die Lehrerin, saß zuletzt ein Kopftuch tragend im Bus und ihr direkt gegenüber sagten zwei Frauen: „Mit Maske sehen die noch gefährlicher aus.“ Eine 14-Jährige, deren Eltern aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet waren, erzählt von vor ein paar Tagen. „Eine Oma geht an mir vorbei und zischt plötzlich ‚Scheiß Ausländer‘.“

Ein kleiner Termin zur großen Wetterlage. Dieses Gespräch über Vielfalt, über das, was uns ausmacht, was uns unterscheidet und uns zusammenhält, hört nie auf. Zum Abschluss des virtuellen Klassenzimmers wurde Artikel 3 des Grundgesetzes vorgelesen.

Von Grünberg aus stand ein Besuch auf dem DFB-Campus in Frankfurt auf dem Plan. Foto: DFB/Nico Florow
Eine zusätzliche Freizeit für Kinder nach onkologischer Erkrankung fand in Malente statt. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Der fußballbegeisterte SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf besuchte die Fußball-Ferien-Freizeit in Malente. Foto: Martin Ziemer/Getty Images
Der ehemalige Trainer von RB Leipzig Marco Rose war für einen Wertedialog in Leipzig zu Gast. Foto: Jens Schlüter/Getty Images
Ein Besuch im Bundesverfassungsgericht stand bei der Freizeit in Schöneck (Karlsruhe) auf dem Programm. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
U19-Nationaltrainer Hanno Balitsch leitete eine Trainingseinheit in Edenkoben. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
FIFA-Schiedsrichter Harm Osmers gab in Malente Einblicke in das Leben eines Profi-Schiedsrichters. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Neben verschiedenen Ausflügen und Bildungsaktivitäten stand natürlich der Fußball im Mittelpunkt der Freizeiten. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
Von Hennef aus ging es für eine Führung nach Leverkusen in die BayArena – inklusive Gespräch mit dem Geschäftsführer Simon Rolfes. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Insgesamt 1.000 Teilnehmende waren bei den Fußball-Ferien-Freizeiten 2025 dabei. Foto: Klaus Venus/DFB-Stiftung Egidius Braun
Verschiedene Workshops zum Thema Demokratie standen auf dem Programm der Freizeitwochen. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Der ehemalige Ministerpräsident Volker Bouffier tauschte sich in einem Wertedialog mit den Teilnehmenden einer Freizeit in Grünberg aus. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
DFB-Präsident Bernd Neuendorf besucht die Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
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