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30.3.2021

Gemeinsam gegen Corona – Sepp-Herberger-Urkunde für den FV Berghausen

In diesem Jahr wurde die Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden aufgrund der Corona-Pandemie am vergangenen Montagabend als TV-Show auf DFB-TV übertragen. 16 Preisträger erhielten in den Kategorien Behindertenfußball, Resozialisierung, Schule und Verein, Fußball Digital, Corona-Engagement sowie Sozialwerk Geldpreise in einer  Gesamthöhe von 55.000 Euro. Den mit 5.000 Euro dotierten ersten Platz in der Kategorie Corona-Engagement belegte der FV Berghausen aus dem Südwestdeutschen Fußballverband. Der freie Redakteur Sven Winterschladen stellt das Engagement vor.  

Am 15. März 2020, zwei Tage nachdem die Bundesregierung den ersten Lockdown verkündet hatte, war Andreas Ruhnke mit seinem Fahrrad unterwegs. Viele Gedanken sind ihm während seiner Tour durch Speyer und das Umland durch den Kopf gegangen. Eine Sache hat ihn besonders bewegt: Wie kann sein Heimatverein, der FV Berghausen, bedürftige Menschen in dieser schwierigen Situation unterstützen?

Plötzlich hatte Ruhnke einen Geistesblitz und ihm kam die Idee, die Abteilung „FVB.HILFT“ zu gründen. „Als ich ein paar Stunden später wieder zuhause war, habe ich direkt alles in die Wege geleitet“, sagt Ruhnke. Noch am Sonntagabend war ein beeindruckendes Hilfsprojekt Realität. Heute, ziemlich genau ein Jahr später, beteiligen sich am Projekt „FVB.HILFT“ über 90 Menschen. Das sind vorwiegend Fußballer aus dem Verein, aber auch Unterstützer aus anderen Bereichen. In diesem Jahr konnte der Klub über 2.000 Menschen sehr kurzfristig, unkompliziert und vor allem kostenfrei helfen.

Mitglieder „FVB.HILFT“ mit Banner
Am Projekt „FVB.HILFT“ beteiligen sich über 90 Menschen.

Vielfältiges Hilfsspektrum

Das Hilfsspektrum ist vielfältig. „Wir haben Menschen beim Einkauf unterstützt, beim Arbeitsrecht beraten, bei der Wohnungssuche unter die Arme gegriffen, Möbel transportiert, Fahrdienste für Kinder durchgeführt, Gartenarbeit gemacht und vieles mehr. Die Liste, die ich in dieser Zeit erstellt habe, nimmt kaum ein Ende“, erklärt Ruhnke, der heute die Hilfsabteilung leitet.

Zwei Beispiele sind ihm besonders in Erinnerung geblieben: Direkt in den ersten Tagen der Aktion meldete sich eine syrische Flüchtlingsfamilie mit drei kleinen Kindern und berichtete, dass der Motor ihres Autos defekt sei. Innerhalb weniger Tage konnte „FVB.HILFT“ den Motor austauschen und alles reparieren – natürlich kostenlos. „Es ist ein riesiger Vorteil, dass wir innerhalb unserer Fußballfamilie Experten in allen möglichen Bereichen haben“, betont Ruhnke. „Normalerweise findet man immer eine oder mehrere Personen, die sich mit einem bestimmten Sachverhalt perfekt auskennen. Wir haben in unserem Netzwerk Schüler, Rentner, Ärzte, Anwälte, Firmeninhaber, Handwerker und viele Berufsgruppen mehr.“ Dank der Kooperation mit einem Sponsor konnte Kleinbetrieben oder Solo-Selbstständigen ein Steuerberater vermittelt werden, der beim Ausfüllen der Unterlagen für die staatlichen Corona-Hilfen hilft.

Unbürokratische Hilfe

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Beim zweiten Beispiel konnte „FVB.HILFT“ einer ganz jungen Familie helfen, die in einer sogenannten Obdachlosenwohnung lebt. „Wir haben die Information bekommen, dass sie keinen Kühlschrank haben und der Herd defekt ist“, berichtet Ruhnke. „Diese Nachricht habe ich in unsere WhatsApp-Gruppe geschrieben und innerhalb von 24 Minuten hatten wir einen Kühlschrank organisiert und jemanden, der den Herd reparieren konnte“, so der Abteilungsleiter stolz. Eines ist ihm bei dem Engagement ganz wichtig: „Es geht uns einzig und alleine um unbürokratische Nachbarschaftshilfe für Menschen, die Unterstützung aufgrund der Corona-Pandemie brauchen. Wir wollen nicht den Gewerbetreibenden in unserer Region die Kundschaft wegnehmen.“

Eher das Gegenteil ist der Fall. So organisierten die Verantwortlichen beispielsweise, bevor der Maskennotstand in Deutschland ausbrach, über 2.000 chirurgische Masken, um diese an Privatpersonen zu verschenken. „Entweder haben wir sie zu den Menschen nach Hause gefahren oder die Masken vor dem Supermarkt verteilt“, erinnert sich Ruhnke. Darüber hinaus nähten Vereinsmitglieder 500 Masken, um diese dem St.-Vincenitus-Krankenhaus in Speyer zur Verfügung zu stellen. Gleiches galt für Desinfektionsmittel, wie Ruhnke berichtet: „Wir hatten frühzeitig Kontakt zu einem Lieferanten in Speyer aufgenommen und konnten auf diesem Weg Desinfektionsmittel organisieren. Zu einem Zeitpunkt, als es deutschlandweit nicht verfügbar war. Dieses Desinfektionsmittel haben wir beispielsweise an Arztpraxen oder ähnliche Einrichtungen verschenkt.“

Motto: „Wer uns nicht kennt, dem können wir nicht helfen“

Für Ruhnke und sein Team ist ein Aspekt ganz entscheidend: „Wir helfen unabhängig der Herkunft, der Religion und der Staatsangehörigkeit. Für uns spielt es auch keine Rolle, ob die Person, die wir unterstützen, Mitglied in unserem Verein ist oder nicht.“ Der Verein konnte durch seine Aktionen einen enormen Imagegewinn erzielen: „Uns ist unsere Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft bewusst, die wir als Verein mit über 600 Mitgliedern haben. Wir wollen zeigen, dass wir nicht nur Fußballer sind. Wir helfen nicht nur innerhalb unseres Ortes, sondern auch bei allen umliegenden Vereinen. Durch Facebook, Instagram, Presse und das Amtsblatt sind wir immer präsent und dadurch auch erreichbar. Deshalb lautet unser Motto: ‘Wer uns nicht kennt, dem können wir nicht helfen‘.“

FV Berghausen Buttons
Der Verein konnte durch seine Aktionen einen enormen Imagegewinn erzielen.

Die Aktion des FV Berghausen hat inzwischen große Wellen geschlagen. So haben unter anderem die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Speyers Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler ihre Unterstützung zugesagt.

Klar ist für Ruhnke und seine Mitstreiter auch: Auch wenn die Pandemie hoffentlich früher oder später besiegt sein sollte, wird der FV Berghausen seine Initiative aufrechterhalten. „Wir haben feststellen müssen, dass zahlreiche Menschen in unserer nächsten Nachbarschaft auf Hilfe angewiesen sind – auch unabhängig von Corona. Und es ist toll zu sehen, dass wir Wertschätzung für unser Engagement bekommen. So hat sich eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten entwickelt“, betont Ruhnke. Die neue Abteilung „FVB.HILFT“ ist nicht mehr wegzudenken aus dem Alltag des pfälzischen Fußballvereins.

Auf den Plätzen zwei und drei folgen in der Kategorie „Corona-Engagement“ der FSV Trier-Tarforst aus dem Fußballverband Rheinland und die Stiftung 1. FC Köln aus dem Fußball-Verband Mittelrhein. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wurde durch die DFB-Stiftung Egidius Braun bereitgestellt.

Von Grünberg aus stand ein Besuch auf dem DFB-Campus in Frankfurt auf dem Plan. Foto: DFB/Nico Florow
Eine zusätzliche Freizeit für Kinder nach onkologischer Erkrankung fand in Malente statt. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Der fußballbegeisterte SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf besuchte die Fußball-Ferien-Freizeit in Malente. Foto: Martin Ziemer/Getty Images
Der ehemalige Trainer von RB Leipzig Marco Rose war für einen Wertedialog in Leipzig zu Gast. Foto: Jens Schlüter/Getty Images
Ein Besuch im Bundesverfassungsgericht stand bei der Freizeit in Schöneck (Karlsruhe) auf dem Programm. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
U19-Nationaltrainer Hanno Balitsch leitete eine Trainingseinheit in Edenkoben. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
FIFA-Schiedsrichter Harm Osmers gab in Malente Einblicke in das Leben eines Profi-Schiedsrichters. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Neben verschiedenen Ausflügen und Bildungsaktivitäten stand natürlich der Fußball im Mittelpunkt der Freizeiten. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
Von Hennef aus ging es für eine Führung nach Leverkusen in die BayArena – inklusive Gespräch mit dem Geschäftsführer Simon Rolfes. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Insgesamt 1.000 Teilnehmende waren bei den Fußball-Ferien-Freizeiten 2025 dabei. Foto: Klaus Venus/DFB-Stiftung Egidius Braun
Verschiedene Workshops zum Thema Demokratie standen auf dem Programm der Freizeitwochen. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Der ehemalige Ministerpräsident Volker Bouffier tauschte sich in einem Wertedialog mit den Teilnehmenden einer Freizeit in Grünberg aus. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
DFB-Präsident Bernd Neuendorf besucht die Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
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