Vor dem DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln hat die DFB-Stiftung Sepp Herberger gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) und dem Fußball-Verband Mittelrhein ein Frauen-Turnier für Werkstätten für behinderte Menschen ausgerichtet. Dass das Team der DJK Franz Sales Haus aus Essen den Gesamtsieg holte, spielte hinterher nur eine untergeordnete Rolle.
Strahlende Gesichter, jubelnde Fußballerinnen, auch manche enttäuschte Mienen – das Frauen-Turnier der Werkstätten für Menschen mit Behinderung, das im Vorfeld zum DFB-Pokalfinale der Frauen auf den Vorwiesen ausgetragen wurde, sorgte für viele Emotionen. Am Ende gewann die DJK Franz Sales Haus das Turnier. Aber noch entscheidender war, dass die Teilnehmerinnen einen tollen Tag erlebten und nach ihrem eigenen Turnier auch noch gemeinsam mit 44.808 Fans im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion das Endspiel verfolgen konnten, das der VfL Wolfsburg gegen den SC Freiburg mit 4:1 gewann.
Am Werkstätten-Turnier nahmen neben der DJK Franz Sales Haus, die Wewole Stiftung aus Herne und die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) Landwehrstraße aus Vechta teil. Alle Mannschaften trafen zweimal aufeinander und spielten so untereinander den Titel aus.
„Dabei sein ist alles“
Eine der Spielerinnen der Werkstatt aus Vechta war Rena. Seit über 20 Jahren ist sie mit großer Leidenschaft als Torhüterin dabei. Rena sagte hinterher: „Wir alle haben uns schon wochenlang auf diesen Tag gefreut. Es war klasse, hier dabei sein zu dürfen. Und es hat einfach total viel Spaß gemacht. Außerdem war es toll, die Spielerinnen aus den anderen Einrichtungen kennenlernen zu können. Leider haben wir das Turnier nicht gewonnen. Aber das ist jetzt auch egal. Es war trotzdem echt cool. Vielleicht können wir ja im nächsten Jahr wieder mitspielen. Das wäre super.“
Anna Kemper ist die Trainerin der Mannschaft aus Niedersachsen. Sie betonte nach der Siegerinnenehrung: „Unser Motto war heute: Dabei sein ist alles. Wir sind einfach nur froh, dass es solche Veranstaltungen wieder gibt, weil die Pandemie vor allem den Handicap-Fußball weit zurückgeworfen hat. Endlich geht es wieder los. Das ist total wichtig für unsere Spielerinnen. Man kann kaum mit Worten beschreiben, wie aufgeregt alle schon weit im Vorfeld dieses Tages waren. Bei uns in der Werkstatt gab es kaum noch ein anderes Thema. Das zeigt die Bedeutung, die der Fußball haben kann.“
Das Frauen-Turnier der Werkstätten rund um das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln hatte 2019 seine Premiere gefeiert. Während der Corona-Pandemie konnte es zeitweise nicht ausgetragen werden, weil auf das gesamte Rahmenprogramm verzichtet werden musste. Alle Beteiligten waren sich einig, dass es gut ist, dass auch solche Events wieder organisiert werden.
Zahlreiche Frauen in den Werkstätten sind fußballbegeistert
„Die Rückmeldungen der teilnehmenden Mannschaften zeigen uns, dass zahlreiche Frauen in den Werkstätten für behinderte Menschen fußballbegeistert sind“, meint Nico Kempf, stellvertretender Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger. „Wir wünschen uns, dass die teilnehmenden Spielerinnen auch in einem Fußballklub in ihrer Nähe ihrem Sport nachgehen können. Es gibt kaum einen besseren Weg, als die Menschen mit Behinderung über die Gemeinschaft eines Vereins in die Gesellschaft zu integrieren."
Während der Siegerinnenehrung des Frauen-Turniers im Schatten des Rhein-Energie-Stadions stand im Hintergrund die Kölner Top-Band Cat Ballou auf der Bühne. Aber dieser Aufritt interessierte in diesem Moment nur am Rande. Denn: alle waren viel zu stolz auf ihre Leistungen, um die Musik bewusst wahrzunehmen – egal, ob sie für Platz eins, zwei oder drei ausgezeichnet wurden. Das Motto der Werkstatt aus Vechta traf hier auf alle Teilnehmerinnen zu: Dabei sein ist alles.