Kinder- und Jugendbücher rund um das Thema Fußball gibt es viele und jedes Jahr erscheinen Neue. Doch welche sind die besten? Das können vor allem die beurteilen, die die Bücher letztlich lesen: die Kinder und Jugendlichen selbst. Deshalb begeben sich beim „Lese-Kicker“, ein Wettbewerb von DFB-Kulturstiftung und LitCam gGmbH, 150 Schulklassen aus ganz Deutschland auf die Suche nach dem besten Fußball-Kinderbuch sowie Fußball-Jugendbuch 2025. Das Besondere am Lese-Kicker: Die Bücher auf der Shortlist – jeweils fünf pro Kategorie – werden nicht nur von einer Erwachsenen-Jury mit prominenten Personen aus Fußball und Kultur, sondern auch von Schulklassen als Teil der Kinder-Jury bewertet. Vor allem in der Kategorie „Bestes Fußball-Kinderbuch“ für die dritten und vierten Klassen ist die Vielfältigkeit der Bücher in diesem Jahr groß. Sie reicht von leichten Erzählungen über Detektivgeschichten bis hin zu einfachen Sachbüchern über Fairplay im Fußball, die zeigen: Fußball ist für alle da.
Doch wie arbeiten die Kinder und Jugendlichen in der Jury? Um diese Frage zu beantworten, besuchen wir die 4c der Walter-Kolb-Schule in Frankfurt-Sossenheim, die dieses Jahr Teil der Kinder-Jury ist.
Die Klassenlehrerin, Petra Walz, kennt die Schwierigkeit, Kinder zum Lesen zu motivieren und damit der sinkenden Lesekompetenz entgegenzuwirken: „Ich habe Kinder in der Klasse, die zu Hause nie ein Buch lesen.“ Genau hier setzt der Lese-Kicker an und möchte Kindern und Jugendlichen über Fußball einen Zugang zum Lesen und zu Büchern aufzeigen. Damit die 4c ein fundiertes Urteil über die Shortlist-Bücher abgeben kann, müssen die Bücher natürlich alle kennen. Dazu führt die Klasse eine Lese-Woche durch, für die im Rahmen des Lese-Kickers pädagogisches Begleitmaterial zur Verfügung gestellt wird. Verteilt über mehrere Wochen lesen die Schüler*innen die Bücher in Gruppen, füllen ein Lesetagebuch aus, sprechen über die Inhalte und bearbeiten weiterführende Aufgaben. „Das Lesen und arbeiten in der Gruppe fördert den Teamgedanken. Auch das motiviert die Kinder“, erklärt Frau Walz.
Ein Blick in die Klasse zeigt: Die Kinder-Jury nimmt ihre Aufgabe ernst und ist mit voller Konzentration dabei. Reihum liest ein Mitglieder der Gruppe – jeweils vier bis fünf Schüler*innen – aus ihrem Buch vor. Die anderen Gruppenmitglieder hören aufmerksam zu, helfen sich bei Verständnisfragen und tauchen in eine Welt ein, die ihnen häufig verborgen bleibt. Wie gut das funktioniert, erzählt eine Schülerin: „Wir lesen miteinander, reden darüber und dann verstehen wir es besser.“ Das führt dazu, dass auch Kinder, die sonst nicht lesen, Spaß an den Büchern haben.
Mit Sport im Generellen und Fußball im Speziellen könne man viele Kinder abholen, sagt Petra Walz, und ist überzeugt: „Solche Projekte fördern die Begeisterung fürs Lesen“, die in der Klasse zu spüren ist. Und das ist wichtig: Denn die Lesekompetenz, so aktuelle Studien, sinkt zunehmen. 25 % der Viertklässler*innen haben Probleme mit dem Lesen – vor allem Jungs. Gerade sie möchte der Lese-Kicker über ihre Begeisterung für Fußball ansprechen. Aber auch Kindern, die keine Fußballfans sind, gefallen die Bücher: „In den Büchern geht es nicht nur um Fußball“ und die Geschichten, Figuren und Bilder sind „spannend und cool“. Während der Lesephasen herrscht eine fokussierte Stimmung, die Frau Walz so von ihrer Klasse kaum kennt. Damit hat sie am Anfang nicht gerechnet, weil der Geräuschpegel durch die Gruppenarbeit relativ hoch ist. Trotzdem lenken sich die Gruppen nicht gegenseitig ab und bleiben bei ihrem Buch. Mehr noch: Sie fragen sich gegenseitig „Was ist gerade in unserem Buch passiert?“ und lenken die Aufmerksamkeit bewusst auf ihr Buch – beispielsweise durch Ankündigen wie „Oha Leute, jetzt wird es spannend.“
Auch mit der Schwierigkeit, dass nicht jedes Kind ein Buch hat, geht die 4c gut um. Die meisten Gruppen setzen sich so hin, dass alle Mitglieder in das Buch schauen können. Trotzdem wünschen sich die Kinder eigene Exemplare, damit sie die Bücher zu Hause weiterlesen und ihren Geschwistern vorlesen können. Gelegentlich sind die Kinder schockiert, wenn Autor*innen schlimme Wörter verwenden. Dann greift die Klassenlehrerin ein und erarbeitet gemeinsam mit der Gruppe die Bedeutung der Wörter. Die Kinder finden aber auch eigene, gute Lösungen, indem sie „das schlimme Wort durch andere Wörter ersetzen oder auslassen“, schildert eine Schülerin.
Am Ende der Lese-Woche erstellen die Gruppen Poster über ihr Buch und stellen es der Klasse vor. So kennen nicht nur alle Kinder die Lese-Kicker-Shortlist, sondern verbessern auch das Präsentieren vor Anderen. Auf dieser Basis kann die Kinder-Jury ein fundiertes Urteil abgeben und wählt ihr persönliches Gewinnerbuch.
Welches Fußball-Kinderbuch sowie Fußball-Jugendbuch die Auszeichnungen „Lese-Kicker 2025“ erhalten, wird bei der großen Preisverleihung am 6. Mai auf dem DFB-Campus in Frankfurt bekannt gegeben. Mit dabei und voller Vorfreude ist auch die 4c der Walter-Kolb-Schule. Die meisten Kinder sind sich sicher: Gewinnen wird das Buch, das sie in ihrer Gruppe gelesen haben. Wobei ein Schüler zweifelt: „Um das zu wissen, muss ich doch erstmal noch alle anderen Bücher lesen.“