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31.7.2025

Bernd Neuendorf bei den Fußball-Ferien-Freizeiten: „Demokratie lebt vom Mitmachen – wie der Vereinsfußball“

Bernd Neuendorf besuchte die Fußball-Ferien-Freizeiten der DFB-Stiftung Egidius Braun. Vor Ort war der DFB-Präsident und Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung in Hennef, wo er einst als Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM) tätig war. Mit dabei war ebenfalls Alfred Vianden, Ehrenpräsident des FVM und Vorstandsmitglied der Stiftung. Luis Hartmann hat mit Bernd Neuendorf über seinen Besuch und die Fußball-Ferien-Freizeiten gesprochen.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf besuchte die Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow

Herr Neuendorf, Sie waren bei den Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef zu Besuch. Ist das Rheinland für Sie immer auch ein bisschen „nach Hause kommen“? 

Natürlich verbinde ich mit Hennef eine besondere Zeit. Ich war drei Jahre Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein und damit ja auch dort einer der Nachfolger von Egidius Braun. Egidius Braun hat im DFB und am Mittelrhein tiefe Spuren hinterlassen. Dazu zählen auch die Fußball-Ferien-Freizeiten. Er hat das Programm vor über 30 Jahren ins Leben gerufen. Die ersten Freizeiten damals auf Verbandsebene am Mittelrhein in der Sportschule Hennef. Diese gute Idee hat er dann als DFB-Präsident bundesweit umsetzen lassen. 1993 starteten die ersten Freizeiten. 

In diesem Jahr sind wiederum 75 Fußballvereine aus ganz Deutschland dabei und etwa 1.000 Jugendliche nehmen an den insgesamt 18 Freizeiten teil. Wie sehen Sie die Entwicklung? 

Die Fußball-Ferien-Freizeiten sind über die Jahre immer weiter gewachsen und haben sich insbesondere durch den Umzug an sechs ausgewählte Sportschulen der DFB-Landesverbände weiter professionalisiert. Die primären Ziele sind aber unverändert: Wir wollen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine unvergessliche und unbeschwerte Zeit ermöglichen und darüber den engagierten Menschen an der oft zitierten Basis Danke sagen. Danke für das, was sie im Spiel- und Trainingsbetrieb für die Kinder und Jugendlichen leisten. Das Wirken vor Ort ist für unser Gemeinwesen unverzichtbar und macht den Fußball aus. 

Wie ist der Aufwand für die Stiftung?

Der Aufwand, den die Stiftung leistet, ist enorm. Rund siebzig engagierte Freizeitmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sichern – koordiniert von Projektmanager Joel Reinholz – den Erfolg. Zudem trägt die Stiftung alle Kosten für Transfer, Verpflegung, Unterbringung und das Programm. Jährlich ist das ein fast siebenstelliges Volumen. All das leisten wir gerne, weil es sich lohnt.

Der Wertedialog wurde von Melina (links) von GermanDream moderiert. Alfred Vianden (rechts), Vorstandsmitglied der DFB-Stiftung Egidius Braun nahm ebenfalls teil. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow

Bei den Freizeiten steht jedes Jahr nicht nur Fußball auf dem Programm. In diesem Jahr ist das Schwerpunktthema Demokratie. Wie wird das praktisch umgesetzt? 

Zunächst sehen wir die Freizeiten als besondere außerschulische Lernorte. Das Programm bietet eine gute Gelegenheit, mit den Teilnehmenden über Fragen des Fußballs, des Miteinanders und der Gesellschaft ins Gespräch zu kommen. Wir tun dies beispielsweise im Rahmen sogenannter „Wertedialoge“, die wir mit der Initiative GermanDream umsetzen. Gleichzeitig gibt es alljährlich einen Schwerpunkt, der die thematische Klammer bildet. 2022 war es der Frauen- und Mädchenfußball, 2023 ging es um Integration, 2024 um Völkerverständigung. Dieses Jahr greifen wir in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) das Thema Demokratie auf. Neben verschiedenen spielerischen Aktivitäten, die gemeinsam mit der bpb und Lernort Stadion entwickelt wurden, unternehmen die Jugendlichen auch Ausflüge zu Gerichten, Parlamenten, dem Hambacher Schloss und sind im Gespräch mit Politikerinnen und Politikern. 

Was kann der Fußball in Zeiten, in denen unsere Demokratie unter Stress gerät, tun? Welche Rolle spielen hier die Fußballvereine?

Fußballvereine sind – wie alle anderen Vereine in unserem Land – wichtige Orte der Demokratie. Sie sind für mich kleine Zellen des demokratischen Miteinanders. Sie sind Ausdruck unserer freiheitlichen Grundordnung.  Es ist ein hohes Gut, dass sich Menschen in Vereinen zusammenschließen können und dürfen, um gemeinsame Ziele zu verfolgen. Darüber sollten wir uns stets bewusst sein. Und natürlich sind Vereine demokratisch organisiert. Über die Mitgliederversammlung werden Beschlüsse gefasst und dann umgesetzt. Dazu gehört auch, dass man einander zuhört, Argumente austauscht und am Ende auch Mehrheiten akzeptiert. All das kann man im Fußballverein auf und neben dem Spielfeld lernen. 

Im Wertedialog sprach Neuendorf auch mit den Teilnehmenden über Themen wie Demokratie und die Rolle von Fußballvereinen für die Gesellschaft. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow

Sie waren selbst mehrere Jahre in der Politik tätig. Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, gerade Kinder und Jugendliche für das Thema zu interessieren? 

Zunächst: Unsere Demokratie ist ein hohes Gut, das es zu bewahren und zu schützen gilt. Über den Schwerpunkt, der dieses Jahr in den Freizeiten gesetzt ist, erfahren die Jugendlichen, dass Demokratie kein abstraktes, sondern ein sehr konkretes Thema ist, das uns alle jeden Tag umgibt. In der Schule, im Beruf, in der Familie und ja, auch im Sport, im Fußball. Demokratie – wie der Vereinsfußball auch – lebt vom Mitmachen und der aktiven Teilhabe. Sie ist kein Selbstläufer. Sie will verteidigt werden.

Welche Botschaft möchten Sie den teilnehmenden Jugendlichen mit auf den Weg geben – sowohl sportlich als auch gesellschaftlich?

Ihr seid wichtig – nicht nur als Spielerinnen und Spieler, sondern als Teil unserer Gesellschaft, der Fußballfamilie. Der Fußball zeigt, wie wichtig Teamgeist, Fairness und Respekt sind – auf dem Platz und im Leben. Gerade in Zeiten, in denen demokratische Werte unter Druck stehen, braucht es junge Menschen, die Haltung zeigen, zuhören und mitgestalten. Ich wünsche mir, dass alle hier das Gefühl mitnehmen: Ich kann etwas bewegen – im Verein, in der Schule, in meinem Umfeld.

Bernd Neuendorf zusammen mit der die Gruppe der Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Von Grünberg aus stand ein Besuch auf dem DFB-Campus in Frankfurt auf dem Plan. Foto: DFB/Nico Florow
Eine zusätzliche Freizeit für Kinder nach onkologischer Erkrankung fand in Malente statt. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Der fußballbegeisterte SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf besuchte die Fußball-Ferien-Freizeit in Malente. Foto: Martin Ziemer/Getty Images
Der ehemalige Trainer von RB Leipzig Marco Rose war für einen Wertedialog in Leipzig zu Gast. Foto: Jens Schlüter/Getty Images
Ein Besuch im Bundesverfassungsgericht stand bei der Freizeit in Schöneck (Karlsruhe) auf dem Programm. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
U19-Nationaltrainer Hanno Balitsch leitete eine Trainingseinheit in Edenkoben. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
FIFA-Schiedsrichter Harm Osmers gab in Malente Einblicke in das Leben eines Profi-Schiedsrichters. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Neben verschiedenen Ausflügen und Bildungsaktivitäten stand natürlich der Fußball im Mittelpunkt der Freizeiten. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
Von Hennef aus ging es für eine Führung nach Leverkusen in die BayArena – inklusive Gespräch mit dem Geschäftsführer Simon Rolfes. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Insgesamt 1.000 Teilnehmende waren bei den Fußball-Ferien-Freizeiten 2025 dabei. Foto: Klaus Venus/DFB-Stiftung Egidius Braun
Verschiedene Workshops zum Thema Demokratie standen auf dem Programm der Freizeitwochen. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Der ehemalige Ministerpräsident Volker Bouffier tauschte sich in einem Wertedialog mit den Teilnehmenden einer Freizeit in Grünberg aus. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
DFB-Präsident Bernd Neuendorf besucht die Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
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