In dieser Woche besuchten Mannschaften aus den Nachwuchsleistungszentren von RB Leipzig, dem 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FC Nürnberg im Rahmen der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ der DFB-Stiftung Sepp Herberger deutschlandweit Justizeinrichtungen. Strafgefangene und Nachwuchsfußballer konnten persönlich viel aus den Begegnungen mitnehmen.
Am Dienstag besuchte die U19-Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern die jugendlichen Strafgefangenen in der JSA Schifferstadt. Neben einer Führung durch die JVA fand eine gemeinsame Trainingseinheit und eine anschließende Gesprächsrunde statt. Im Rahmen der Begegnung zwischen der U19-Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern und den Jugendstrafgefangenen aus der Anstoß-Gruppe wurden eindrucksvolle Erfahrungen für beide Seiten gesammelt.
„Für die Inhaftierten sind diese Besuche hilfreich für eine erfolgreiche Resozialisierung in die Gesellschaft. Die FCK-Spieler sind Vorbilder für die Jugendstrafgefangenen, um aufzuzeigen, dass mit Fleiß, Disziplin und Willensstärke eigene Ziele erreicht werden können. Der Austausch stärkt das Gefühl, dass die Jugendstrafgefangenen nicht vergessen werden, sondern an sie geglaubt wird“, sagt Nico Kempf, stellvertretender Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, der den Termin begleitete. Patrik Maaß, Pädagogischer Leiter des Nachwuchsleitungszentrum, ergänzt: „Die Begegnung war sehr wertvoll für die Persönlichkeitsentwicklung unserer Nachwuchsfußballer. Der respektvolle Austausch untereinander auf Augenhöhe hat mich sehr gefreut. Beim Fußballspiel waren alle gleich. Die verbindende Kraft des Fußballs war hier spürbar.“
Nachwuchsfußballer von RB Leipzig zu Besuch im Seehaus
Einen besonderen Tag erlebten auch die U19-Fußballer von RB Leipzig am Mittwoch im Seehaus Leipzig. Hier wohnen strafgefangene junge Männer in zwei Wohngemeinschaften mit Hauseltern und deren Kindern im freien Strafvollzug. Bei dem Besuch im Seehaus tauschten sich die Nachwuchsspieler von RB Leipzig und die Inhaftierten intensiv aus und lernten in persönlichen Gesprächen den Lebensalltag der jeweils anderen Gruppe kennen. Darüber hinaus standen auch gemeinschaftliche Aktivitäten auf dem Programm, wie beispielsweise ein gemeinsames Fußballspiel, Kayakfahren auf dem See, Klettern und der gemeinsame Grillabend.
Für Friedrich Heyer, U19-Spieler bei RB Leipzig, war der Besuch im Seehaus eine besondere Erfahrung. „Es war schön, dass die Jungs sich hier so viel Zeit für uns genommen haben, um uns ihren Lebensalltag zu zeigen und zu erklären. Ich war überrascht, dass die Inhaftierten hier so ein volles Tagesprogramm haben. Der Tag hat mir geholfen, Vorurteile abzubauen und zu verstehen, dass es auch Menschen in unserem Alter gibt, die ein komplett anderes Leben führen und die ein anderes Schicksal trifft.“
Außerdem besuchte die U17 des 1. FC Nürnberg ebenfalls am Mittwoch jugendliche Strafgefangene in der JVA Ebrach. Auch hier kamen die Nachwuchsspieler und die Inhaftierten bei einer gemeinsamen Trainingseinheit und einer Brotzeit in einen intensiven persönlichen Austausch. Jürgen Pfau, Vizepräsident des Bayerischen Fußball-Verbandes, begleitete den Termin und ermunterte die Strafgefangenen dazu, sich nach der Freilassung einem Verein anzuschließen. „Es ist wichtig, nach der Inhaftierung ein neues Umfeld aufzubauen. In Fußballvereinen könnt ihr Gemeinschaft erfahren und neue soziale Kontakte knüpfen.”
Das Resozialisierungsengagement der DFB-Stiftung Sepp Herberger ist die älteste Säule der Stiftungsarbeit und geht direkt auf den Weltmeistertrainer von 1954 zurück, der 1970 selbst jugendliche Strafgefangene in der JVA Bruchsal besuchte. Der Schwerpunkt des Stiftungsengagements liegt seit dem Jahr 2008 in der Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ im Bereich des Jugendstrafvollzugs.