Die Erfolgsliste ist lang: Deutsche Meisterin, DFB-Pokalsiegerin, Europameisterin. Lena Lotzen hat rein von außen betrachtet eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Jedoch musste die heute 31-Jährige auch harte Rückschläge hinnehmen: Nach ihrem dritten Kreuzbandriss beendete sie 2021 ihre Karriere. Die heutige Co-Trainerin der weiblichen U-17-Nationalmannschaft besuchte das Träumen lohnt sich-Camp, das genau diese Herausforderungen auf dem Weg in den Profifußball in den Fokus rückt. Im Interview spricht sie unter anderem über die Bedeutung mentaler Stärke im Profifußball.
Lena, hättest du früher auch gerne am Träumen lohnt sich-Camp teilgenommen, wenn es das gegeben hätte?
Auf jeden Fall. Ich glaube, dass das einen riesigen Mehrwert für Nachwuchsspielerinnen und -spieler haben kann, wenn man für die Themen psychische Gesundheit und mentale Stärke Bewusstsein schafft. Und wenn ich damals die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich das sehr spannend gefunden. Zu meiner Zeit wurde das Thema aber eigentlich gar nicht thematisiert.
Welche Rolle spielt denn mentale Stärke auf dem Weg in den Profifußball?
Genau wie technische, taktische und athletische Ausbildung gehört natürlich auch die Psyche maßgeblich mit dazu. Alles, was im Kopf stattfindet, beeinflusst das, was ich mit den Füßen leisten kann. Daher finde ich, dass teilweise immer noch zu wenig darüber gesprochen wird und der Anteil auch im Training noch gering ist. In den Vereinen wird teilweise vier- oder fünfmal pro Woche trainiert – wie oft wird der ‚Kopf‘ trainiert? Also das Verhältnis passt aus meiner Sicht noch nicht ganz. Aber umso schöner, dass es mittlerweile solche Camps gibt, das den Spielerinnen und Spielern Dinge mit an die Hand gibt, die sie selbst umsetzen können.
Heute bist du Co-Trainerin der weiblichen U-17 Nationalmannschaft. Wie geht ihr dort mit dem Thema um?
Wir haben mittlerweile vom DFB aus bei jeder Mannschaft eine Sportpsychologin mit dabei. Und auch bei jedem Lehrgang gibt es Zeitfenster, in denen die Sportpsychologin Themen mit den Mädels bespricht. Sie macht dort Workshops und gibt ihnen Tools mit, die selbst ausprobiert werden können. Da muss auch jeder und jede selbst rausfinden, was tut mir gut, was brauche ich? Und da versuchen wir, einen Zugang für die Spielerinnen zu schaffen.
Was gibst du jungen Nachwuchsspielerinnen mit auf den Weg in den Profifußball?
Vor allem, dass Widerstände oder auch Rückschläge dazugehören. Dass das ein Teil des Lebens ist, nicht nur des Sports, sondern des Lebens. Das wird jedem Menschen auf irgendeine Art und Weise passieren. Und ich glaube, man darf auch mal traurig sein, mal wütend sein oder irgendwie verzweifelt. Es geht nur darum, davon wieder aufzustehen und diesen Widerstand zu überwinden und dann einen Weg für sich zu finden, mit der Situation umzugehen und vielleicht einen anderen Weg einzuschlagen.
Was würdest du sagen: Lohnt es sich zu träumen?
Immer. Ich glaube, träumen ist das, was beflügelt, was motiviert, was den Ehrgeiz und auch diese Motivation erzeugt, wodurch man alles geben kann. Und ich glaube, da darf jeder ganz unterschiedliche Träume haben. Am schönsten ist es natürlich, wenn sie irgendwann in Erfüllung gehen. Aber ich glaube, auf irgendeine Weise werden sie immer in Erfüllung gehen.