


Der SV Werder Bremen und Hannover 96 haben eine Kooperation ins Leben gerufen und bieten seit Anfang des Jahres neben dem bereits bestehenden Angebot in Bremen auch in Hannover Blindenfußball an. Beim ersten Training im Januar waren drei Fußballer mit Sehbeeinträchtigungen dabei. Inzwischen sind regelmäßig über acht Fußballerinnen und Fußballer zwischen elf und 22 Jahren dabei – und es werden immer mehr. Wird die Mannschaft mittelfristig auch in der Blindenfußball-Bundesliga antreten?
Sie lachen, wenn der Ball im Spiel ist. Sie freuen sich, wenn sie Tore schießen oder Gegentreffer verhindern. Sie haben Spaß am Fußball, Freude an der Bewegung, an der Gemeinschaft. Sie kommen mit einem Lächeln zum Training und gehen mit einem noch größeren nach Hause. Es hat ganz klein angefangen, inzwischen wächst und wächst es: Anfang des Jahres haben sich der SV Werder Bremen und Hannover 96 zusammengetan und bieten seitdem auch in Hannover Blindenfußball an. Inzwischen treffen sich regelmäßig über acht blinde Fußballerinnen und Fußballer, um auf der Anlage von Hannover 96 ihrem großen Hobby nachzugehen.
Erste Einblicke beim FC St. Pauli gesammelt
Initiiert wurde das alles von Meta Kuhlmann. Die 26-Jährige hat in Halle an der Saale Sportwissenschaften studiert und macht gerade ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin. Während des Studiums hat sie sich regelmäßig im Blindenfußball beim FC St. Pauli engagiert. „Blindenfußball ist eine Herzensangelegenheit und große Leidenschaft von mir. Es ist eine faszinierende Sportart mit großartiger Atmosphäre. Es lässt mich seit der Zeit bei dem FC St. Pauli nicht mehr los“, sagt Kuhlmann: „Außerdem ist es mir ein Anliegen, mich im Blindenfußball zu engagieren und den Sportlerinnen und Sportlern diesen wunderbaren Sport zu ermöglichen sowie den Blindenfußball weiter voranzubringen.“
Die Kooperation zwischen Werder Bremen und Hannover 96 sieht so aus: Beim SV Werder Bremen gibt es ein wöchentliches Training durch eine AG und es werden punktuell sowie je nach Nachfrage mehrmals im Jahr Trainingseinheiten ausgerichtet. Bei Hannover 96 finden diese auch regelmäßig einmal in der Woche statt, weil es eine Kooperation mit dem Landesbildungszentrum für Blinde gibt. Das ist eine Schule für Sehbehinderte in Hannover.

Auch gesundheitliche und soziale Aspekte im Blick
„Das Interesse an unserem Angebot wächst stetig“, sagt Kuhlmann. „Das ist sehr erfreulich und zeigt, dass die Nachfrage da ist.“ Sie richtet die wöchentlichen Trainingseinheit in Hannover gemeinsam mit drei Ergotherapeutinnen sowie drei Betreuerinnen und Betreuern des Landeszentrums für Blinde aus. „In erster Linie geht es natürlich darum, dass unsere Fußballerinnen und Fußballer Spaß am Sport in einem sicheren Umfeld haben“, betont Kuhlmann. „Aber auch gesundheitliche und soziale Aspekte spielen eine Rolle.“
Nun soll eine Erwachsenen-Mannschaft entstehen
Im nächsten Schritt soll nun auch eine Mannschaft für erwachsene sehbehinderte Menschen aufgebaut werden. In diesem Zusammenhang gibt es dann auch Überlegungen, diese in der Blindenfußball-Bundesliga starten zu lassen, die gemeinsam von DFB-Stiftung Sepp Herberger, dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband ausgerichtet wird. Die aktuelle Saison ist gerade im Rahmen der Fußball-Inklusionstage zu Ende gegangen. Borussia Dortmund konnte erstmals in der Vereinsgeschichte die deutsche Meisterschaft gewinnen.
„Im Moment ist es noch viel zu früh, über den Schritt in die Blindenfußball-Bundesliga nachzudenken“, betont Kuhlmann. „Wir sind ja noch ganz am Anfang und könnten dort auch sportlich noch nicht mithalten. Aber ich will nicht ausschließen, dass wir irgendwann in naher Zukunft mal schauen, ob und wie wir mithalten können.“ Kurzfristig geht es also nun zunächst darum, erste Freundschaftsspiele zu organisieren oder an kleinen Spielrunden teilzunehmen, die extra für blinde Fußballerinnen und Fußballer ausgerichtet werden.
Projekt nimmt Fahrt auf
Es ist offensichtlich, dass das Projekt nachhaltig betrieben wird. Hannover 96 und Werder Bremen bringen sich ein und unterstützen infrastrukturell und finanziell. „Alle Beteiligten haben großes Interesse daran, hier auch langfristig etwas aufzubauen“, erklärt Kuhlmann. „Es macht Spaß, weil ich meine Gedanken und Ideen im Sinne der blinden Fußballerinnen und Fußballer sowie der Vereine umsetzen kann.“
Dass das angenommen wird, sieht man vor allem bei den wöchentlichen Trainingseinheiten auf der Anlage von Hannover 96: Wenn die Fußballerinnen und Fußballer mit ihren Handicaps und riesigem Eifer dabei sind, lachen, jubeln und sich gegenseitig anfeuern, wird deutlich, worum es wirklich geht – Freude am Fußball, an der Bewegung und an der Gemeinschaft.