Mit einem 5:2-Finalerfolg endete am gestrigen Sonntag das Internationale Walther Bensemann Gedächtnisturnier, das den DFB-Campus in Frankfurt/Main drei Tage lang zu einem Ort der gelebten Erinnerungskultur und der internationalen Jugendbegegnung gemacht hatte: Anlässlich des 125. DFB-Jubiläums spielen die U 17-Teams von Eintracht und dem FSV Frankfurt, Slavia Prag, Kickers Offenbach, 1. FSV Mainz 05 und Maccabi Tel Aviv gegeneinander. Abseits des Spielfeldes begegneten die Mannschaften Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Holocaust und setzen sich mit Themen wie Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung auseinander.
Walther Bensemann (1873 bis 1934), in dessen Gedenken das Turnier veranstaltet wird, gab dem DFB als einer der Gründungsväter des Verbandes am 28. Januar 1900 seinen bis heute gültigen Namen. Bereits zuvor hatte er die sogenannten "Ur-Länderspiele" - internationale Auswahlbegegnungen gegen französische und englische Teams - organisiert und war an der Gründung zahlreicher Traditionsvereine beteiligt. 1920 gründete er das Fußballmagazin Kicker. Als jüdischer Intellektueller, Kosmopolit und sportlicher Visionär stand Bensemann in seiner Zeit als unermüdlicher Vorkämpfer für ein weltoffenes, internationales Spiel. Nach der der Flucht aus NS-Deutschland starb er 1934 im Schweizer Exil.
Das traditionsreiche Turnier - 1934 von IOC-Mitglied Albert Mayer und FIFA-Generalsekretär Dr. Ivo Schricker Bensemann initiiert - gilt als das älteste Jugendfußballturnier Europas. Seit der ersten Austragung 1937 steht es für internationalen Austausch, sportliche Fairness und gesellschaftliche Verantwortung. Gemeinsame Veranstalter sind der DFB, die DFB-Kulturstiftung und MAKKABI Deutschland in Kooperation mit der Initiative "!NieWieder - Erinnerungstag im deutschen Fußball."
Zeitzeugengespräch mit KZ-Überlebender
Der Freitag stand im Zeichen eines intensiven, von der Initiative "Zusammen1", der DFB-Kulturstiftung und weiteren Organisationen gestalteten Bildungsprogramms mit Zeitzeugengesprächen, interaktiven Workshops und Austauschformaten zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung. Zehn Überlebende des Holocaust beziehungsweise ihre Nachkommen kamen mit den Spielern, Trainern und Betreuern der Mannschaften ins Gespräch und setzen eine unmissverständliche Botschaft des "Nie wieder!" zu Faschismus und Krieg. Am Samstag und Sonntag folgte das sportliche Turnier, in dem sich nach intensiven und zum Teil hochklassigen Spielen Slavia Prag mit 5:2 im Finale gegen die Offenbacher Kickers durchsetzte. Turnierdritter wurde Mainz 05 vor Maccabi Tel Aviv, dem FSV Frankfurt und Eintracht Frankfurt. Zum besten Spieler des Turniers wurde David Orei (Mainz 05) gewählt, bester Torwart war Drorel Aviman (Maccabi Tel Aviv). Die Trophäe des besten Torschützens sicherte sich Arno Prochaska (Slavia Prag) mit fünf Treffern.
"Bensemann vielleicht wichtigster Pionier des Fußballs"
DFB-Präsident Bernd Neuendorf betont die Bedeutung des Turniers im Jubiläumsjahr des Verbands: "2025 feiern wir 125 Jahre DFB. Eine Geschichte, die ohne Walther Bensemann als vielleicht wichtigstem Pionier des Fußballs in Deutschland nicht denkbar wäre. Ihm verdanken wir nicht nur den Namen unseres Verbandes, die ersten Länderspiele und die Gründung zahlreicher Vereine. Er hat dem deutschen Fußball auch einen Wertekanon hinterlassen, der aktueller nicht sein könnte. Gegen den Trend seines Zeitalters, das von Nationalismus und Krieg bestimmt war, begriff er den Fußball als Mittel für Fair Play, Völkerverständigung, Frieden und den europäischen Gedanken. Dieses Turnier ist ein würdiger Ort des Erinnerns an Walter Bensemann und ein lebendiges Plädoyer für seine und unsere Werte."