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24.10.2023

Das war das Kulturstadion auf der Frankfurter Buchmesse

Brych auf der Buchmesse: „Der Fußball ist gerechter geworden“

"Der Fußball ist durch den Videoschiedsrichter gerechter geworden", sagte Felix Brych am Sonntag auf der Frankfurter Buchmesse. Im "KULTURSTADION 2023" der DFB-Kulturstiftung und der LitCam GmbH in Halle 4.1. sprach der zweimalige Weltschiedsrichter über seine im Sommer erschienene Autobiografie "Auf kurze Distanz". "Wenn ich die digitale Chance habe, einen Fehler zu korrigieren, nehme ich die gerne wahr. Das Spiel ist einfach so viel schneller geworden", sagte Brych, der seit 2004 in der Bundesliga pfeift und 337 Erstligapartien geleitet hat.

Felix Brych war einer der vielen Gäste auf der Bühne des Kulturstadions. Im zehnten Jahr schon bieten die DFB-Kulturstiftung und die gemeinnützige Organisation LitCam das Kulturstadion an. Alles dreht sich um Fußball. Kultur, Soziales und Gesellschaft. "Wir sind ein fester Bestandteil der Frankfurter Buchmesse", freut sich Stiftungsgeschäftsführer Olliver Tietz. "In diesem Jahr konnten wir das Kulturstadion im XXL-Format anbieten, sozusagen als Sonderformat zur bevorstehenden EURO 2024." In Summe bedeutete dies: 15 Stunden Talks.

Dr. Felix Brych in das Kulturstadion auf der Frankfurter Buchmesse

Gesprächsband mit Wolfgang Overath

Wolfgang Overath war erstmal leicht und sicher nur gespielt ungehalten. "Die Zahl hätten sie ja nicht nennen müssen", beschwerte er sich über die Anmoderation seines Talks. Overath, der wie höchstens Ende 60 ausschaut und sich wie ein fitter Mittefünfziger bewegt, hatte vor rund drei Wochen einen runden Geburtstag gefeiert. Als jüngster von acht Geschwistern war er im zerbombten Siegburg aufgewachsen, oft wurde der Kleinste losgeschickt, damit der Krämerladen noch einmal anschreiben ließ. In dem Gesprächsband "Alleine kannst du nicht gewinnen", spricht Overath mit dem Journalisten Sven Pistor darüber. Selten hat er später auf dem Fußballplatz gelächelt, der Ehrgeiz, das unbedingte Gewinnen-Wollen war ihm meist ins Gesicht geschrieben. Mit 19 Jahren hatte er den Vertrag beim 1. FC Köln unterschrieben, spielte in der Jungfernsaison der Bundesliga, schoss im ersten Spiel das erste Tor und wurde mit dem 1. FC Köln auf Anhieb Deutscher Meister. Sofort folgte die Berufung in die Nationalmannschaft.

"Ich hatte ein bisschen Talent und ein bisschen wusste ich, wie ich mit diesem Talent umgehen musste, das war mein Glück", erzählt er den Zuschauern im KULTURSTADION, das auch am Sonntagmorgen bis auf den letzten Platz gefüllt war. "Franz war der Größte, den wir je hatten. Dem kann bis heute keiner das Wasser reichen", urteilte er und über seine eigenen drei WM-Teilnahmen 1966, 1970 und 1974 sagte er: "Klar, der Titelgewinn überstrahlt alles, aber mein bestes Turnier war Mexiko. Da bin ich nicht nur gelaufen, damals stand ich als Persönlichkeit auf dem Feld und konnte mich auch kreativ einbringen."

Zwei Bücher waren über Overaths bemerkenswertes Fußballerleben schon erschienen und "eigentlich hatte ich entschieden, das reicht". Dann habe er sich eben doch die Zeit genommen. Sein Honorar spendet er an Obdachlose, für die er sich seit vielen Jahren einsetzt. "Mein Jungs kämpfen tagtäglich ums Überleben, die freuen sich über jeden Euro".

„Öffentliches Bild in puncto Nachhaltigkeit schärfen"

Offen wie selten zuvor, berichtete Felix Brych über das Leben eines FIFA-Schiedsrichters, etwa über den Zwiespalt bei großen Turnieren. Denn nur wenn die deutsche Mannschaft ausscheidet, kann ein deutscher Schiedsrichter auch für die Finalspiele eingesetzt werden. Als Thomas Müller bei der EURO 2021 also allein aufs englische Tor zulief, dachte Brych: "Diesmal nicht". Seine Leistung beim Halbfinale Spanien gegen Italien wertet er selbst als eine der besten seiner Karriere. "Natürlich checken einen die absoluten Führungsspieler aus", berichtete Brych vom Geschehen auf dem Platz, das man als Fan im Stadion oder vor dem Fernseher selten mitbekommt. "Ich habe versucht, über die Führungsspieler einen Kontakt aufzubauen", berichtete er über Begegnungen mit John Terry, Sergio Ramos oder Zlatan Ibrahimovic.

Neben Wolfgang Overath und Dr. Felix Brych zählten auch Uli Stielike, Felix Magath, Markus Babbel, der Autor Thomas Brussig, die Fußballaktivistin Tuğba Tekkal, Nils Petersen, DFB-Vizepräsidentin Silke Sinning und viele andere zu den Gästen im DFB-Kulturstadion. "Die Vereine heutzutage sind gut beraten, ihr öffentliches Bild in puncto Nachhaltigkeit zu schärfen", sagte Sinning, die am Samstagnachmittag über die DFB-Aktivitäten in den Handlungsfeldern Gesundheit, Gemeinschaft, Good Governance und Umwelt informierte. Bei Magaths Besuch drängten sich die Zuschauer bis in die dritte Reihe - manche werden sich an seine denkwürdige Rettungsaktion am Main erinnert haben. Die abstiegsbedrohte SGE hatte Magath, der Weihnachten 1999 zu Eintracht Frankfurt gekommen war, in der Rückrundentabelle bis auf den dritten Platz gecoacht.

Bereits am Freitagabend hatten DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich und UEFA Cheforganisator Martin Kallen über die bevorstehende Europameisterschaft informiert. Auch wegen des gerade geschnürten Mobilitätspaket für Fans hatte sich Kallen ziemlich zufrieden zum derzeitigen Stand der Vorbereitung geäußert. "Deutschland verdient sich wieder einmal die Schulnote 1, ihr seid die Organisations-Weltmeister", sagte er am Freitagnachmittag im Saal Europa.

Angebote auf der Schnittstelle von Fußball und Kultur wird es auch im kommenden Frühjahr geben. Im Rahmen eines bundesweiten Kunst- & Kulturprogramms, unter dem Motto “Vom Fußball berührt” und gefördert durch die Beauftragte für Kultur und Medien, werden im Vorfeld der Europameisterschaft mehr als 60 Veranstaltungen in den Host Cities und darüber hinaus stattfinden. Geplant wird das Programm durch die vor zwei Jahren eigens dafür gegründete Stiftung Fußball & Kultur EURO 2024 gGmbH – eine Tochter der DFB-Kulturstiftung. Die Frankfurter Buchmesse zog am Sonntagabend mit 215.000 Besuchern und damit einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr zufrieden Bilanz.

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