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5.9.2023

Schaffert: „Wir investieren in die Jugend, in Bildung und in eine gute Persönlichkeitsentwicklung“

Ralph-Uwe Schaffert (67), DFB-Vizepräsident für sozialpolitische Aufgaben und Vorsitzender des Vorstands der DFB-Stiftung Egidius Braun, ist von der positiven Wirkung der Fußball-Ferien-Freizeiten überzeugt. Die Idee des DFB-Ehrenpräsidenten Egidius Braun habe nicht an Anziehungskraft und Bedeutung verloren. Bester Beleg seien die Eindrücke, die er beim Besuch einer Freizeit in Bad Blankenburg habe sammeln können. Zum Abschluss des diesjährigen Freizeitjahres zieht Schaffert Bilanz.

Herr Schaffert, vor wenigen Tagen haben die Fußball-Ferien-Freizeiten ihren Abschluss gefunden. Sie selbst waren in Bad Blankenburg zu Gast und haben dort mit den Jugendlichen über Werte gesprochen. Haben die 13- bis 15-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ganz andere Vorstellungen und Prioritäten für das Zusammenleben als vorangegangene Generationen?

Diesen Eindruck hatte ich nicht. Ich bin inzwischen 67 Jahre alt, aber genau wie den heutigen Jugendlichen waren mir im gleichen Alter Familie, Freundschaft, Vertrauen und Ehrlichkeit besonders wichtig. Das ging auch meinen beiden inzwischen erwachsenen Töchtern im besagten Alter nicht anders. Beeindruckt hat mich jedoch die Offenheit, mit der die jungen Mädchen persönliche Einblicke gewährt haben. Es spricht für ihren Mut, vor mehr als 50 Anwesenden so offen zu sein. Ich weiß nicht, ob ich mir das zugetraut hätte.

Als DFB-Vizepräsident für sozialpolitische Aufgaben und Vorsitzender des Vorstands der DFB-Stiftung Egidius Braun kennen Sie die Fußball-Ferien-Freizeiten sehr gut. Ist es möglicherweise auch die besondere Atmosphäre der Freizeiten, die Selbstbewusstsein und Offenheit stärkt?

Dort entwickelt sich sicherlich ein besonderer Geist. Die Tage in den sechs Sportschulen führen zu einem besseren Miteinander, zu einem größeren Verständnis für andere Menschen und einem besonderen Zusammenhalt innerhalb der Gruppe. Ein wesentlicher Gesichtspunkt besteht in der Erkenntnis, dass man nicht allein, sondern nur in der Gemeinschaft gewinnen kann. Das zu verinnerlichen, ist ein Aha-Erlebnis für die Jugendlichen.

Auf einem gemeinschaftlich gebauten Floß ging es aufs Wasser.

Die Freizeiten gibt es seit drei Jahrzehnten. Egidius Braun etablierte das Programm kurz nach Beginn seiner DFB-Präsidentschaft. 1993 fanden die ersten Freizeiten statt. Seit Gründung der Stiftung im Jahr2001 werden sie durch die DFB-Stiftung Egidius Braun umgesetzt. Die Idee, den Nachwuchs von Fußballvereinen einzuladen, hat in all den Jahren nicht an Bedeutung verloren. Woran liegt das?

Ja, die Resonanz ist ungebrochen groß. Wir verzeichnen mehr Bewerbungen, als wir berücksichtigen können. Die 75 teilnehmenden Mannschaften stammen aus Fußballvereinen aus dem gesamten Bundesgebiet. Fußball wird eben überall gespielt. Und mit den sechs Sportschulen als Austragungsstätten sind wir in vielen Landesteilen vertreten. In den Freizeiten erleben die jungen Menschen viele Highlights. Die Wertedialoge, die wir gemeinsam mit GermanDream realisieren, sind namhaft besetzt. Wenn Größen des Fußballs wie Toni Schumacher, Markus Merk, Renate Lingor, Jens Nowotny, oder Jimmy Hartwig zu Gast sind, ist das für die Jugendlichen etwas Bemerkenswertes. Man sieht, wie sie diesen Gästen an den Lippen hängen. Und das Programm bietet mit Stadionführungen bei Bundesliga-Vereinen, dem Besuch von Kletterparks, Selbstverteidigungskursen und Teambuilding-Aktionen ja noch weit mehr. 

Egidius Braun ging es bei den Freizeiten auch immer um ein Dankeschön an Fußballvereine, die sich an der oft zitierten Basis mit guter Nachwuchsarbeit hervortun.

Diese Zielsetzung war ihm eine Herzensangelegenheit und sie ist immer noch aktuell. Die Einladung zu den Freizeiten ist nach wie vor als eine Anerkennung zu verstehen. Die Stiftung übernimmt alle Kosten für Transport, Unterkunft, Verpflegung und Programm. Unter den insgesamt rund 1.000 Jugendlichen sind auch einige aus weniger gut betuchten Familien, die Vergleichbares sonst kaum erleben können. Mit einem Etat von mehr als 800.000 Euro sind die Freizeiten das derzeit finanzstärkste Einzelprojekt unserer Stiftung. Aber dieses Geld ist gut angelegt, da sind wir uns im gesamten DFB absolut einig. Schließlich investieren wir in die Jugend, in Bildung und in eine gute Persönlichkeitsentwicklung. 

Dazu passen auch die Besuche der Klima-Arena und die Einblicke in den Blindenfußball oder Wheelsoccer, also einer Fußballvariante, die im Rollstuhl praktiziert wird.

Genau. Nachhaltigkeit, Ressourcenschutz, Integration und Inklusion sind wichtige Themen unserer Zeit. Nehmen wir die Inklusion: Wenn es uns gelingt, die Scheu im Umgang mit Menschen mit Handicap wegzunehmen, haben wir schon viel erreicht. Die Chancen stehen gut, denn junge Menschen sind sehr offen. Es muss selbstverständlich sein, mit Menschen Sport zu treiben, die eine Beeinträchtigung haben. Und wir müssen den Respekt vor den Leistungen von Fußballerinnen und Fußballern mit Handicap stärken. Wer einmal Blindenfußballer in Aktion gesehen hat, wird von den Leistungen nachhaltig beeindruckt sein.

Eine Einheit im Blindenfussball war bei in einigen Fussball-Ferien-Freizeiten Teil des Programms.

Der DFB hat das laufende Jahr zum „Jahr des Schiris“ erkoren. Fand sich das im Programm der Freizeiten wieder?

Ja, jede Freizeit hatte Besuch von einer DFB-Schiedsrichterin, die in der Ersten oder Zweiten Liga Partien pfeift. Der Austausch mit diesen Frauen entfaltet eine besondere Wirkung, sensibilisiert für einen respektvollen Umgang auf dem Fußballplatz und weckt vielleicht auch Interesse am Engagement als Schiedsrichterin.

Die Teilnehmenden erhielten spannende Einblicke von Bundesliga-Schiedsrichterinnen.

Teilnehmende berichten immer wieder, dass sie als Team noch enger zusammengefunden haben und die Begeisterung für den eigenen Verein gestärkt wurde. Sind die Fußball-Ferien-Freizeiten ein Weg, junge Menschen für ehrenamtliches Engagement zu motivieren?

Das ist nicht das vorrangige Ziel. Aber die Einladung ist Anerkennung und Dankeschön und stärkt damit sicherlich ein gutes Vereinsleben. Und der Besuch von Trainerinnen und Trainern der U-Nationalmannschaften des DFB beeindruckt und setzt ebenfalls positive Impulse für den Trainingsalltag daheim. 

In diesem Jahr stand der Mädchenfußball im Fokus. Welche Idee steckt hinter dieser Weichenstellung?

Wir haben Jahr für Jahr ein übergeordnetes Thema. Nach der erfolgreichen Frauen-Europameisterschaft im vergangenen Jahr wollten wir den Aufschwung im Frauen- und Mädchenfußball mitnehmen und gezielt in dieser Hinsicht verdiente Fußballvereine in den Vordergrund stellen. Wir waren der Überzeugung, dass es diese Klubs einfach mal verdient haben, im Fokus zu stehen. Und das hat sich als erfolgreicher Ansatz bewährt. Im nächsten Jahr geht es dann passend zur Europameisterschaft um Völkerverständigung. Die Bewerbungsphase startet bald. Dabei sein lohnt sich.

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