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29.7.2024

Fußball-Ferien-Freizeiten: Spannender Wertedialog mit Adel Tawil und Toni Schumacher

17 Fußball-Ferien-Freizeiten mit 1.000 Jugendlichen aus 72 Fußballvereinen aus ganz Deutschland stehen in diesem Sommer auf dem Programm – drei davon werden in der Sportschule Hennef durchgeführt. Bei der ersten hat nun ein Wertedialog mit prominenter Unterstützung stattgefunden. Musiker Adel Tawil (45) und Ex-Nationalspieler Toni Schumacher (70) sind mit den Teilnehmenden in eine spannende Diskussion eingestiegen. Organisiert wurde der Workshop von der Initiative GermanDream. Was waren die wichtigsten Erkenntnisse?

Adel Tawil hatte das perfekte Outfit für diesen besonderen Tag gewählt. Der bekannte deutsche Pop-Musiker und Songwriter hatte sich das aktuelle Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft angezogen, um mit 60 Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren im Rahmen der Fußball-Ferien-Freizeiten der DFB-Stiftung Egidius Braun über Werte zu diskutieren. Was sind überhaupt Werte? Welche Bedeutung haben sie? Warum sind sie elementar für unser Zusammenleben? Das waren einige der Fragen, die gestellt wurden.

Schumacher und Tawil suchten direkt das Gespräch mit den Nachwuchsfußballerinnen und -fußballern aus den Vereinen SG Eder, SV Völklingen, VfB Luisenthal, Babylon Pohlheim und FSV Trier-Tarforst. Als die Frage nach den für sie wichtigsten Werten gestellt wurde, hatten die Jugendlichen direkt gute Antworten parat: Respekt, Freiheit, Gleichberechtigung, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Fair Play, Disziplin, Loyalität, Vertrauen, Verantwortung, Dankbarkeit und Spaß waren einige der zahlreichen Schlagworte, die in dieser Runde fielen.

Toni Schumacher: „Ehrlichkeit kann auch wehtun“

Toni Schumacher erzählte sehr persönlich über die Bedeutung seiner Eltern für sein weiteres Leben und die Werte, die sie ihm mitgegeben haben. „Meine Mutter sagte Folgendes zu mir: Du musst dich an zwei Dinge im Leben halten. Du musst ehrlich sein und du musst fleißig sein“, erklärte Schumacher. „Das sind zwei Werte, die für mich elementar sind und nach denen ich auch meine drei eigenen Kinder erzogen haben. Mittlerweile sind sie erwachsen und leben ihr eigenes Leben.“ Schumacher berichtete, dass gerade der Wert Ehrlichkeit ihm zeitweise große Probleme bereitete: „Weil ich ein Buch geschrieben habe und darin total ehrlich war und einige Dinge kritisiert habe, bin ich beim 1. FC Köln und bei der Nationalmannschaft rausgeflogen. Das war bitter, weil wir zwei Jahre später Weltmeister geworden sind und ich wahrscheinlich dabei gewesen wäre. Aber es ist anders gekommen und für mich haben sich neue Türen geöffnet. Heute bin ich stolz darauf, dass ich mir treu geblieben bin. Ich würde es immer wieder so machen.“

Adel Tawil beschrieb seinen Weg in die Musik und wieso auch hier Werte eine grundlegende Rolle gespielt haben: „Ich wurde in einem Club angesprochen, ob ich Teil der Band ‘The Boyz‘ werden wolle. Das war eine extreme Entscheidung, weil ich dafür die Schule nach der elften Klasse verlassen musste. Wir haben lange alle Vor- und Nachteile abgewägt. Aber letztlich habe ich den Schritt gewagt – und ihn nie bereut. Wir waren über Nacht plötzlich Stars in Deutschland. Ich musste damit erstmal lernen umzugehen. Das war nicht einfach. Umso wichtiger waren auch für mich die Werte, die meine Eltern mir mitgegeben haben.“ Tawil ordnete weiter ein: „Für mich ist bis heute die Aussage ‘Behandle andere, wie du selbst behandelt werden möchtest‘ die wichtigste Leitlinie. Natürlich habe ich auch mal Mist gebaut. Aber mir war es immer wichtig, dass sich meine Eltern nicht für mich schämen müssen. Ich habe viele Höhen und Tiefen in meinem Leben erlebt. Heute kann ich sagen, dass ich glücklich bin, weil ich die Dinge machen kann, die mir Spaß machen und die wichtig für mich sind. Ich habe alles gegeben für meinen großen Traum. Und es hat funktioniert.“

Adel Tawil: „Demut ist für mich ein extrem wichtiger Wert“

Tawil ordnete ein, dass er immer versucht habe, sich nicht zu sehr mit dem Erfolg zu identifizieren: „Demut ist aus meiner Sicht extrem wichtig. Als wir mit ‚The Boyz‘ erfolgreich waren, hatte ich viele Freunde. Das war surreal und für mich als 17-Jähriger kaum zu begreifen. Wir waren die Coolsten und alle wollten etwas von mir. Es gab allerdings auch Zeiten, in denen es nicht so gut lief und ich im Tonstudio auf dem Sofa schlafen musste, weil ich mir keine Wohnung leisten konnte. Ich habe jedoch gekämpft, war fleißig und habe mich durchgebissen. Es ist meiner Meinung nach entscheidend, immer möglichst positiv zu sein. Und dann kam der Erfolg zurück und es ging wieder richtig ab.“

Einige der Jugendlichen kannten Tawil und Schumacher vorher nicht wirklich. Dass Tawil einer der bekanntesten Künstler in Deutschland ist, beeindruckte alle. Der endgültige Durchbruch gelang ihm an der Seite von Annette Humpe, mit der er das Duo Ich + Ich bildete. Das Album „Vom selben Stern“ mit der gleichnamigen Singleauskopplung eroberte 2007 die deutschen Charts und läuft noch heute regelmäßig im Radio. In jenem Jahr produzierte er gemeinsam mit dem Rapper Azad den Song „Prison Break Anthem (Ich glaub’ an dich)“ zur Serie „Prison Break“, der sofort nach Veröffentlichung die Spitzenposition der deutschen Charts erreichte. Ebenfalls zum Ohrwurm entwickelte sich das Lied „Tu m’appelles“, das er 2017 gemeinsam mit der deutsch-bulgarischen Sängerin Peachy herausbrachte. Heute ist Tawil vor allem als Einzelkünstler erfolgreich. Sein neuestes Album „Spiegelbild“ erschien im vergangenen Jahr.

Viten der Prominenten sorgen für Erstaunen

Auch die sportliche Vita von Toni Schumacher überraschte die Teilnehmenden. Der 70-Jährige berichtete, dass er mit dem 1. FC Köln und Borussia Dortmund die Deutsche Meisterschaft gewann, dass er dreimal im DFB-Pokal erfolgreich war und dass er mit der DFB-Auswahl 1982 und 1986 Vize-Weltmeister wurde. Mit Fenerbahce Istanbul holte er den Titel in der Türkei. 1980 gewann er mit Deutschland die Europameisterschaft. Im Finale in Rom gab es ein 2:1 gegen Belgien. Schumacher engagiert sich seit vielen Jahren sozial – unter anderem als Sportbotschafter der Stadt Köln und im Kuratorium der DFB-Stiftung Egidius Braun.

Der früherer Nationaltorhüter verriet zudem, dass er zu Beginn seiner Karriere psychologische Beratung in Anspruch genommen hat: „Ich habe das heimlich gemacht, weil es damals noch nicht normal war. Torhüter haben ja sowieso einen speziellen Ruf. Das Thema wollte ich nicht noch verstärken. Ich kann mich noch genau an die Zeiten erinnern, als ich vor den Spielen in der Kabine saß und mich immer wieder mit dem gleichen Satz heiß gemacht habe. ‚Ich bin der Tiger und der Ball ist die Beute‘, das habe ich immer und immer wieder zu mir gesagt.“ Nach über 90 Minuten, die viel zu schnell vergangen waren, endete der Wertedialog mit einem tosenden Beifall für Schumacher und Tawil, die den Vormittag so unterhaltsam und lehrreich gestaltet hatten.

Wertedialoge ein wichtiger Aspekt der Freizeiten

In diesem Jahr nehmen wieder rund 1.000 Jugendliche an einer der 17 Fußball-Ferien-Freizeiten in den Sportschulen Edenkoben, Grünberg, Hennef, Duisburg-Wedau, Karlsruhe-Schöneck sowie im Uwe Seeler Fußball Park in Malente teil. 72 Vereine aus ganz Deutschland, in denen sich auf besondere Art und Weise ehrenamtlich engagiert wird, sind auf Einladung der DFB-Stiftung Egidius Braun am Start. Im Fokus der diesjährigen Auflage steht das Thema Integration und Völkerverständigung.

Die Fußball-Ferien-Freizeiten sind keine leistungssportorientierten Trainingslager. Die Jugendlichen unternehmen neben verschiedenen Aktivitäten auf dem Platz auch Ausflüge und beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Fragen. Fester Bestandteil des Programms sind auch die Wertedialoge, die gemeinsam mit der Initiative GermanDream durchgeführt werden. Besuche in Stadien und Nachwuchsleistungszentren einzelner Bundesliga-Klubs, dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund, auf dem DFB-Campus in Frankfurt, im Landtag in Mainz, dem Hambacher Schloss oder auch mal in einem Kletterpark gehören ebenso dazu wie Teambuilding-Angebote und Informationen zum ehrenamtlichen Engagement in den Fußballverbänden und -vereinen. Prominente Gäste sind ebenfalls anwesend. So sind Bundesliga-Schiedsrichter und Trainer aus dem DFB-Juniorenbereich ebenso in den Freizeiten dabei, wie verschiedene andere prominente Persönlichkeiten aus der Welt des Fußballs und der Gesellschaft. Erstmals werden auch Vorträge zu den Themen Depression und Antisemitismus angeboten. Die Fußball-Ferien-Freizeiten finden bereits seit 1993 statt und wurden von Egidius Braun in seiner Amtszeit als DFB-Präsident begründet.

Von Grünberg aus stand ein Besuch auf dem DFB-Campus in Frankfurt auf dem Plan. Foto: DFB/Nico Florow
Eine zusätzliche Freizeit für Kinder nach onkologischer Erkrankung fand in Malente statt. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Der fußballbegeisterte SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf besuchte die Fußball-Ferien-Freizeit in Malente. Foto: Martin Ziemer/Getty Images
Der ehemalige Trainer von RB Leipzig Marco Rose war für einen Wertedialog in Leipzig zu Gast. Foto: Jens Schlüter/Getty Images
Ein Besuch im Bundesverfassungsgericht stand bei der Freizeit in Schöneck (Karlsruhe) auf dem Programm. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
U19-Nationaltrainer Hanno Balitsch leitete eine Trainingseinheit in Edenkoben. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
FIFA-Schiedsrichter Harm Osmers gab in Malente Einblicke in das Leben eines Profi-Schiedsrichters. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun
Neben verschiedenen Ausflügen und Bildungsaktivitäten stand natürlich der Fußball im Mittelpunkt der Freizeiten. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Klaus Venus
Von Hennef aus ging es für eine Führung nach Leverkusen in die BayArena – inklusive Gespräch mit dem Geschäftsführer Simon Rolfes. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Insgesamt 1.000 Teilnehmende waren bei den Fußball-Ferien-Freizeiten 2025 dabei. Foto: Klaus Venus/DFB-Stiftung Egidius Braun
Verschiedene Workshops zum Thema Demokratie standen auf dem Programm der Freizeitwochen. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
Der ehemalige Ministerpräsident Volker Bouffier tauschte sich in einem Wertedialog mit den Teilnehmenden einer Freizeit in Grünberg aus. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
DFB-Präsident Bernd Neuendorf besucht die Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
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