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20.11.2024

Schiedsrichter Mario Stabel erhält Auszeichnung „Der beMERKenswerte Weg“

Am 28. Oktober 2024 fand auf dem DFB-Campus Frankfurt die Preisverleihung „Der beMERKenswerte Weg“ der Dr. Markus und Sabine Merk-Stiftung statt. In diesem Jahr ging der Vorbildpreis an Mario Stabel vom Bayerischen Fußballverband. Mit dieser Laudatio wurde er von Dr. Markus Merk gewürdigt. 

„Ein ganz besonderer Schiri“ schrieb die Bayerische Staatszeitung 2021 über unseren damals 40-jährigen Preisträger. Und tatsächlich, Mario Stabel ist ein ganz besonderer Schiedsrichter mit einem beMERKenswerten Weg. 

Vor vielen Jahren kontaktierte mich Mario erstmals schriftlich. Ganz ehrlich, ich musste lernen, seine Sätze und Wörter zu lesen, seine Schriftsprache zu verstehen. Denn Mario hat eine kognitive Beeinträchtigung, schreibt wie er spricht. Er bezeichnet es selbst als “LRS”, Lese-, Rechtschreib- und Lernschwäche. Aber gleich vorab, Mario: Bleib mutig, du brauchst dich nicht zu verstecken. Wer will, versteht dich bestens und dein fränkischer Akzent dabei ist echt Kult und verrät deine Heimat. 

Apropos Heimat. Marios Heimat ist Thüngersheim, eine knapp 3000-Seelen-Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Würzburg. Und Heimat ist für ihn auch der FV 1926 Thüngersheim. Dort war er als begeisterter Jugendfußballer bis zur B-Jugend am Ball und ist seither im wahrsten Sinne des Wortes aktiv. „Mario hat immer tolle Ideen“, heißt es im Verein. Wenn man mit ihm spricht, dann spürt man die unbändige Energie und Leidenschaft für die Sache. 

Schiedsrichter wollte er sein - die Regeln haben ihn schon immer interessiert - mehr noch, er wollte als Schiedsrichter anerkannt werden. Schmerzhaft erzählt er, wie er vor vielen Jahren bei seiner unterstützenden Tätigkeit als Linienrichter bei seinem Heimatverein abgekanzelt wurde. Er sei behindert, deshalb dürfe er dem Schiedsrichter nicht assistieren. Wie dämlich! Soll das wirklich so sein? 

Mario ging dem mit Unterstützung seines Vereins nach und hier zeigt sich auch ein besonderes Wesensmerkmal von ihm: „Jetzt erst recht!“ Es ist ein, sein Kampf um Anerkennung und Akzeptanz. Er geht offen mit seiner Schwäche um. Das ist definitiv eine Stärke, aber selbst fühlt er sich irgendwo dazwischen. So sagt er eindrucksvoll und bildlich: „Auf der einen Seite ist da mein Handicap, auf der anderen Seite muss doch die Leistung zählen, gewürdigt werden. Ich stehe immer irgendwo dazwischen, nicht in der einen oder anderen Spielhälfte, sondern auf der Mittellinie des Spielfeldes.“ Welch ein starker und nachdenklich stimmender Vergleich. 

Mario hat es seit 2016 geschafft, als offizieller Inklusionsschiedsrichter im Bayerischen Fußballverband anerkannt zu werden. Seine Urkunde trägt er mit Stolz immer bei sich. Und doch spürt man seine regelrechte Sehnsucht als vollwertiger Schiedsrichter, definiert durch einen „echten“ Schiedsrichterausweis, akzeptiert zu werden. Er hätte es verdient, nimmt er doch mit Begeisterung auch an den Lehrabenden seiner SR-Gruppe Main-Spessart teil. Sein SR-Begleiter und Pate Tarik Özdemir fügt an: „Er bringt sich bei allen Regelthemen sein, ist immer aktiv, manchmal muss man ihn bremsen.“ So wie ich augenzwinkernd gehört habe, zählt das für Mario auch bei locker sitzenden gelben Karten auf dem Spielfeld. 

Mario Stabel (l.) erhält den Preis von Dr. Markus Merk (Foto: Picture-Alliance)

Wenn Mario Stabel über seine Einsätze als Schiedsrichter spricht, dann glänzen seine Augen. Ob es die Vorbereitungsspiele in seinem Heimatverein sind, das ein oder andere Spiel im Jugendbereich, Hallenturniere, aber besonders auch seine Einsätze bei Wohltätigkeitsspielen, bayerischen Meisterschaften für Behinderte, Veranstaltungen wie den Special Olympics oder ein Prominentenspiel mit der Traditionself des 1. FC Köln. Für Mario ist jeder Tag als Schiedsrichter, Assistent oder 4. Offizieller ein persönliches Highlight. Wenn Mario mit seiner Begeisterung und Dankbarkeit davon erzählt, dann ist das ansteckend und man erfährt selbst eine große Portion Demut.

Regelrecht ins Schwärmen kommt Mario aber bei einem Einsatz. 2016 durfte er auf Einladung des Bayerischen Fußball-Verbandes in die bayerische Hauptstadt nach München zur Mini-Inklusions-EM mit 24 Mannschaften reisen. Ein Thüngersheimer in der Allianz-Arena, diesmal mittendrin statt nur dabei. Er, der Anhänger des FC Bayern München, der mit dem Fan-Club der Lebenshilfe Würzburg so gerne die Spiele besucht. 

Mario ist da, wenn man ihn braucht, nicht nur auf dem Spielfeld. So als Ordner und Helfer bei Veranstaltungen bei seinem Verein und in der Gemeinde oder besonders hervorzuheben auch bei der Freiwilligen Feuerwehr. Im Januar 2024 wurde er dafür mit dem Ehrenkreuz in Silber des Feuerwehrverbandes ausgezeichnet. 

Starkes Engagement zeigt Mario Stabel beim Einsatz für Menschen mit LRS (immerhin 5 – 10 % der Kinder). Mit Slogans wie „Ich will verstehen, was in der Welt passiert“ und „Damit wir uns verstehen“ setzt er sich für „Leichte Sprache“ ein. 

Vielfach ist über ihn auch folgende Überschrift zu lesen: „Mario Stabel, ein Gewinn für den FV Thüngersheim!“ 

Du bist mehr als ein Gewinn für Verein und Gemeinde, Mario. Du bist ein Gewinn für den Fußball, ein Gewinn für das Schiedsrichterwesen, ein Gewinn für das Thema Inklusion, ein Gewinn für Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche und insgesamt für unsere Gesellschaft und für uns ein würdiger Preisträger. 

Der Vorbildpreis 2024 der Dr. Markus und Sabine Merk-Stiftung der „BeMERKenswerte Weg“ geht an: 

MARIO STABEL, FV Thüngersheim, Bayerischer Fußball-Verband"

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DFB-Präsident Bernd Neuendorf besucht die Fußball-Ferien-Freizeiten in Hennef. Foto: DFB-Stiftung Egidius Braun/Carsten Kobow
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