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3.5.2023

Ein überraschender Besuch: Wieso der VfB Hochstadt am Seppl-Herberger-Weg beheimatet ist

Der VfB Hochstadt ist ein Amateurverein im südlichen Teil von Rheinland-Pfalz. So weit, so gut –besonders wird dessen Geschichte aber dadurch, dass die Anlage des Klubs seit 1971 am Seppl-Herberger-Weg beheimatet ist. Wie kommt es dazu? Und welche Beziehung hat der Weltmeister-Trainer von 1954 zum VfB Hochstadt? Eine Spurensuche vor Ort.

Das Schild ist braun, aus Holz. Es steht auf einer Eisenstange, die ihre besten Tage womöglich hinter sich hat. Aber die Botschaft der Aufschrift lässt den Besucher aufhorchen: Seppl-Herberger-Weg ist deutlich sichtbar dort geschrieben. Hier, am Seppl-Herberger-Weg, ist der VfB Hochstadt beheimatet. Wie kommt der Amateurverein, gelegen im Landkreis Südliche Weinstraße in Rheinland-Pfalz zu dieser weltmeisterlichen Ehre?

Besuch des Weltmeister-Trainers zum 50-jährigen Vereinsbestehen

Wer die Antwort wissen möchte, muss mit Hermann Köhler sprechen. Die einen sagen, dass der 72-Jährige, der seit 1981 Kassierer beim VfB Hochstand ist, die gute Seele des Vereins ist. Er selbst sagt, dass der VfB Hochstadt seit seiner Geburt Teil seines Lebens ist: „Ich war hier Spieler, Schiedsrichter und über 30 Jahre 2. Vorsitzender. Der Verein und die Menschen hier sind für mich Heimat. Immer, wenn ich Zeit habe, bin ich vor Ort und helfe dort, wo meine Hilfe benötigt wird.“

Aber zurück zu Herberger. Woher kommt die Verbindung zum Weltmeister-Trainer von 1954? Köhler muss erst schmunzeln, dann erzählt er: „Der VfB Hochstadt wurde 1921 gegründet. Dementsprechend haben wir 1971 unser 50-jähriges Bestehen gefeiert. Wir haben damals überlegt, wie wir den Festakt organisieren wollen. Unser damaliges Ausschussmitglied Werner Muth hat dann gesagt, dass er Sepp Herberger davon überzeugen werde, bei uns vorbeizukommen. Keiner hat geglaubt, dass ihm das gelingen könnte. Werner war dafür bekannt, manchmal zu große Ideen zu haben, die sich nicht in die Tat umsetzen ließen.(lacht)“

Ankunft auf einer Kutsche mit zwei Ponys

Aber in diesem Fall war es anders: Am 24. Juli 1971 fuhr Sepp Herberger in einer Kutsche, gezogen von zwei Ponys, tatsächlich auf der frisch geteerten Zufahrtsstraße zum VfB Hochstadt vor, die damals noch „Zum Birkenhain“ hieß und zur Feier des Tages den Namen „Seppl-Herberger-Weg“ erhielt. Der Weltmeister-Trainer von 1954 persönlich gab die Straße frei. Am Abend fand im Festzelt noch das Festbankett zum Vereinsjubiläum statt, bei dem Herberger ebenfalls anwesend war.

In der Festschrift ist ein Grußwort des Namensgebers der DFB-Stiftung Sepp Herberger enthalten, die zu dessen 80. Geburtstag am 28. März 1977 errichtet wurde. In jenem Grußwort an den VfB Hochstadt heißt es: „Dem Verein für Bewegungsspiele 1921 e.V. entbiete ich zur Feier seines fünfzigjährigen Bestehens herzliche Grüße und Glückwünsche, verbunden mit den besten Wünschen für eine gute und erfolgreiche Entwicklung in der Zukunft!“

Die Lokalzeitung schrieb hinterher: „Und so wie der ehemalige ‚Chef‘ der deutschen Nationalmannschaft am Nachmittag bei der Einweihung des ‚Seppl-Herberger-Wegs‘ zum VfB-Sportplatz im Mittelpunkt stand, so gewann er auch am Abend beim Bankett alle Herzen im Flug: Der VfB Hochstadt hatte sich mit der Einladung Herbergers selbst das schönste Geschenk zu seinem 50. Geburtstag gemacht.“ Herberger selbst wird so zitiert: „Ich bin sehr gerne der Einladung nach Hochstadt gefolgt. Dass sie eine Straße nach mir benannt haben, ist eine große Ehre für mich. Doch nicht nur für mich, sondern auch für die Nationalmannschaft, die sie durch mich ebenfalls ehren.“

Übernachtung mit seiner Frau Eva in der Vereinsgaststätte „Zum Schwanen“

Herberger war mit seiner Frau Eva später noch zu zwei weiteren Anlässen beim VfB Hochstadt vor Ort. Immer übernachteten sie in der Vereins-Gaststätte „Zum Schwanen“, die es heute nicht mehr gibt. Aber die damalige Wirtin lebt noch. „Liese Lähr ist heute 101 Jahre alt und schwärmt noch von den alten Zeiten“, erzählt Köhler. „Eva und Sepp Herberger waren völlig unkomplizierte Gäste. Wir hätten niemals für möglich gehalten, dass sie einem kleinen Verein wie unserem die Ehre erweisen. Wir alle waren beeindruckt und begeistert davon, dass das für sie völlig selbstverständlich war.“

Die Zeit ist seitdem verflogen. Mittlerweile hat der Verein bereits sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Der Klub ist die Heimat für zwei Herrenmannschaften. Die Erste spielt in der Bezirksklasse, die Reserve in der D-Liga. Dazu gibt es eine sehr aktive Jugendarbeit, die in einer Spielgemeinschaft mit der JSG Hainbach organisiert wird. Viele der Spiele finden auf der Anlage am Seppl-Herberger-Weg statt, den es natürlich auch immer noch gibt, statt. Eine schöne Erinnerung an den unvergessen Architekten des „Wunders von Bern“.

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